Infineon gibt sich positiv.

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Die Corona-Pandemie und die damit einhergehende Weltwirtschaftskrise hat auch in den Zahlen von Infineon Austria Spuren hinterlassen. Die Österreich-Tochter des deutschen börsennotierten Halbleiterkonzerns hat im vergangenen Geschäftsjahr den Umsatz zwar gehalten, das Ergebnis ist aber um rund ein Drittel eingebrochen. Der Beschäftigtenstand blieb im wesentlichen stabil (-2 Prozent), für die Zukunft ist Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka "vorsichtig optimistisch".

Auch in stürmischen Zeiten setze man weiterhin auf die Wachstumstreiber im Chipgeschäft, nämlich Energieeffizienz, E-Mobilität und automatisiertes Fahren, Internet der Dinge und Datensicherheit, erläuterte die Vorstandschefin am Montag in der Online-Bilanzpressekonferenz. Trotz eines Rückgangs in der Automobilproduktion enthalten die neuen Autos mehr Chips, weil sie mit mehr elektronischen Funktionen ausgestattet sind. Die Krise und die neuen Distanzregeln haben zur Beschleunigung der Digitalisierung in der Gesellschaft geführt – etwa durch Homeoffice und Homeschooling.

Ziele

Die Investitionen in die neue Chipfabrik am Standort Villach schreiten voran, in der zweiten Jahreshälfte 2021 soll das Werk in Betrieb gehen. Der Zeitplan für die hochmoderne Chipfabrik bleibe aufrecht, sagte Produktionsvorstand Thomas Reisinger bei der Online-Pressekonferenz. Produziert werden dort Leistungshalbleiter auf 300-Millimeter-Dünnwafern, das Gesamtinvestitionsvolumen bis 2021 beträgt 1,6 Milliarden Euro.

Die Chips des Halbleiterproduzenten werden weltweit etwa zur Energiesteuerung eingesetzt und können so mithelfen, CO2 einzusparen, erläuterte Herlitschka. Auch bei der Elektromobilität ist man dabei, so stecken etwa in jedem VW ID.3 gleich 50 Halbleiter von Infineon. Eine weitere Anwendung seien Beatmungsgeräte in den Spitälern, deren Elektromotoren mit Infineon-Leistungshalbleitern aus Villach gesteuert werden. Auch ein eigenes CO2-Messgerät wurde entwickelt, wobei die CO2-Konzentration auch mit jener von Aerosolen in der Luft korreliere.

Der Umsatz des Halbleiterproduzenten blieb im vergangenen Geschäftsjahr (bis Ende September 2020) mit 3,109 Milliarden Euro stabil (Vorjahr: 3,114 Milliarden Euro). Das Vorsteuerergebnis betrug rund 196 Millionen Euro, ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr (306 Mio. Euro) um 36 Prozent, erläuterte Finanzvorstand Oliver Heinrich. Der Rückgang im Ergebnis ist nach Angaben des Unternehmens hauptsächlich auf die verringerte Auslastung in der Produktion zurückzuführen. Die Produktion in den Reinräumen sei – coronatechnisch – ein sehr sicherer Bereich.

Kurzarbeit

Ab Mai waren rund 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit, diese konnte mit Ende Juli vorzeitig beendet werden. "In Summe hat uns die Kurzarbeit geholfen", resümiert Herlitschka. Der Beschäftigtenstand in Österreich lag zum Bilanzstichtag bei 4.517 Personen, ein leichter Rückgang um 2 Prozent zum Jahr davor. Aufgrund der allgemeinen Rahmenbedingungen sei man bei den Neueinstellungen derzeit sehr vorsichtig. Von den Beschäftigten arbeitet der Großteil (rund 3.700 Personen) in Villach. Weitere Standorte sind in Graz, Klagenfurt und Linz, ein Vertriebsbüro ist in Wien angesiedelt.

Infineon Österreich beging heuer eigentlich sein 50-Jahr-Jubiläum, in Zeiten des Coronavirus fiel die Feier aber aus. Begonnen habe alles vor einem halben Jahrhundert mit 24 Beschäftigten, die in Villach Dioden für Farbfernseher montierten. 1999 wurde die Siemens-Halbleitersparte abgespalten und zu Infineon Technologies. Dieser entwickelte sich zu einem globalen Halbleiter-Konzern, der in Österreich stark auf Forschung und Entwicklung setzt.

Heute hat Infineon Austria 4.517 Beschäftigte, der Großteil davon arbeitet im Headquarter in Villach. An die 50-jährige Erfolgsgeschichte wird nun digital erinnert mit einer historischen Chronologie und Grußbotschaften. Das Fest zum Fünfziger könne nächstes Jahr hoffentlich nachgeholt werden, stellte Herlitschka in Aussicht. (APA, 30.11.2020)