Ende September hat Michael Ritsch gegen den langjährigen ÖVP-Bürgermeister Markus Linhart gewonnen.

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Bregenz – Im Bregenzer Rathaus hat ein vom neuen Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) gewünschter Personalwechsel zu großem Unmut und scharfer Kritik der Stadtvertretungsparteien geführt. Der Anfang November als Stadtchef angelobte Ritsch will sich vom etablierten Stadtamtsdirektor Klaus Feurstein trennen und ihn durch seinen Parteifreund Reinhold Einwallner ersetzen. Zunächst beabsichtigte Ritsch die Neubesetzung des Postens ohne Ausschreibung, lenkte diesbezüglich nun aber ein.

Ritsch selbst sprach am Montag in einer Aussendung von einer "geplanten Strukturreform". Bis vor kurzer Zeit habe es im Stadtrat noch eine klare Mehrheit für den Plan gegeben, Einwallner – er ist ehemaliger Landesgeschäftsführer der SPÖ Vorarlberg und aktueller Abgeordneter zum Nationalrat – zum Stadtamtsdirektor zu machen. "Diese Mehrheit ist nun offenbar unter dem Druck einer parteipolitischen Kampagne zusammengebrochen", stellte Ritsch fest.

ÖVP spricht von "unkontrolliertem Machtrausch"

Der neue Bürgermeister sah die Kritik der anderen Parteien als "politisches Spiel zwischen den anderen Fraktionen". Er bedaure sehr, dass gewisse Personen in der Bregenzer Stadtpolitik offenbar wenig Interesse an seinem neu eingeschlagenen Weg des Miteinanders hätten. Obwohl es ihm rechtlich zustünde, Einwallner zum Stadtamtsdirektor zu machen, werde die personelle Neubesetzung auf der obersten Verwaltungsebene der Stadt nun mithilfe eines Personalberatungsbüros ausgeschrieben.

Davor hatte sich die ÖVP öffentlich gefragt, ob sich Ritsch "im unkontrollierten Machtrausch" befinde. Es deute alles darauf hin, dass Ritsch aus dem Rathaus eine Außenstelle der SPÖ-Parteizentrale machen wolle. Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne) betonte in einer Aussendung, dass ihre Partei den Wechsel "kritisch" betrachte. Die Neos wollten bereits wissen, wie teuer der "Golden Handshake" mit Feurstein den Steuerzahler komme, und formulierten gleichzeitig die Frage: "Was kann der neue Stadtamtsdirektor, das der jetzt im Amt befindliche nicht kann?"

Ritsch gewann im September gegen den langjährigen ÖVP-Bürgermeister Markus Linhart – im vierten Anlauf. 352 Stimmen brachten Ritsch den Sieg gegen Linhart. (APA, red, 30.11.2020)