Immer mehr orange Kuriere sieht man in sechs österreichischen Städten. Der Lieferdienst will weiter wachsen und neue Geschäftsfelder erschließen.

Foto: imago images/Emmanuele Contini

Haben Sie in letzter Zeit Pizza bestellt? Burger? Oder doch etwas Asiatisches? Die Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort darauf "Ja" lautet, ist hoch. Denn Pizza, Burger und Asiatisch sind die Bestseller auf Lieferplattformen in Österreich. Und Lieferservices erleben in Zeiten der Corona-Pandemie einen saftigen Aufschwung, wie Katharina Hauke erzählt.

Die gebürtige Wienerin lebt seit Jahren in Berlin. Seit Oktober leitet sie von der deutschen Hauptstadt aus neben dem Deutschland-Geschäft auch das Österreich-Geschäft von Lieferando (mehr dazu hier). Und das wächst. Und wächst. Und wächst. "Mit dem Lockdown sind die Bestellungen zuerst etwas zurückgegangen, aber nach kurzer Zeit schon verzeichneten wir ein riesiges Wachstum", sagt Hauke. "Im April und Mai sind die Bestellungen über Lieferando in Österreich um 40 Prozent gewachsen."

Auch hat der erste Lockdown zahlreiche Restaurants auf die Plattform gespült: "Vor allem Ende März war der Ansturm riesig. Wir hatten an manchen Tagen so viele Anfragen wie sonst in einem Monat." Seit März sind mehr als 3000 Restaurants angemeldet.

100 Kuriere im Monat

Zwar heißt es etwa unter Wiener Gastronomen, dass der Lieferdienst des Konkurrenten Mjam.at – der zum deutschen Onlineriesen Deliveryhero gehört – hierzulande attraktiver sei. Allerdings nimmt die Zahl der orangen Lieferando-Kuriere in Österreich stetig zu. 1800 Fahrradfahrer in sechs österreichischen Städten stehen derzeit beim Lieferservice, der zum niederländischen Onlineriesen Just Eat Takeaway gehört, unter Vertrag.

Die Flotte habe sich im Jahresvergleich verdoppelt, man suche aber weiterhin rund 100 Kuriere im Monat, erzählt Hauke. "Die sind bei uns übrigens fest angestellt, das ist in der Branche keine Selbstverständlichkeit und mir persönlich sehr wichtig", so die Floridsdorferin. Die Arbeitsbedingungen in der Branche werden immer wieder kritisiert. Viele Zusteller stellen außerdem ihre Kuriere nicht fest an.

Darüber, wie groß die Plattform Lieferando in Österreich ist, sagt die Größe der orangen Fahrradkurier-Flotte jedoch wenig. Denn die allermeisten Restaurants nutzen nicht den Lieferdienst, sondern bloß die Plattform von Lieferando – nur jede zehnte Bestellung wird nicht von den Restaurants selbst, sondern von den Lieferando-Kurieren ausgeliefert. Das liegt auch daran, dass die Vermittlungsgebühr von zwölf auf 30 Prozent des Bestellwerts steigt, wenn der Lieferdienst in Anspruch genommen wird.

Virtuelle Weihnachtsfeier

Wachsen will Hauke mit Lieferando in alle Richtungen. Ab Jänner liefern Fahrradkuriere auch mit eigenen Fahrrädern aus – derzeit werden E-Fahrräder und restliche Ausrüstung von Lieferando zur Verfügung gestellt.

Lieferando hat zudem eine digitale Kantine aufgebaut. Takeaway Pay heißt der Dienst. Statt im Betrieb Essen zur Verfügung zu stellen, können Unternehmen ihren Mitarbeitern einfach ein Guthaben für Lieferando geben. Außerdem könne man mit Takeaway Pay digitale Events wie Weihnachtsfeiern unterstützen. So könne man beispielsweise gemeinsam gutes Essen genießen, wenn Weihnachtsfeiern angesichts der Corona-Pandemie schon in den digitalen Raum wandern. Der Service sei bereits erprobt, so Hauke. Man habe bereits digitale Events mit bis zu 2500 Personen mit Speisen versorgt.

Mit der zweiten Corona-Welle geht das Wachstum von Zustelldiensten jedenfalls ungebremst weiter. Die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway wuchs zwischen Juli und September um 46 Prozent. Seit Oktober nehmen die Bestellungen in Österreich wieder stark zu. An der Vorliebe der Kunden für Pizza, Burger und Asiatisches ändert das nichts. Allerdings sei derzeit auch Poke Bowl ein Renner. Am häufigsten greifen die Menschen in Österreich an Sonntagen auf Lieferservices zurück – immer mehr Menschen bestellen bei der Gelegenheit auch gleich das Mittagessen für den Montag dazu. Bezahlt wird in den allermeisten Fällen digital, besonders oft via Paypal. (Aloysius Widmann, 1.12.2020)