650 Millionen Euro sind in den nächsten zwei Jahren für die thermische Sanierung und den Heizkesselwechsel geplant. Mit den Förderkriterien sind nicht alle einverstanden.

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Wien – Grimmig, das ist wohl der passende Ausdruck für die Stimmung in einem Gutteil der heimischen Wirtschaft. Aber es gibt auch Ausnahmen. Teile der Baubranche florieren. Sie konnte sich in den letzten sechs Monaten am besten gegen die Krise stemmen.

Davon profitiert auch die IFN-Holding, ein Fensternetzwerk mit sieben Unternehmen. Das Flaggschiff der Gruppe ist der Trauner Fenster- und Türenhersteller Internorm. Die Gruppe setzte mit ihren 3.750 Mitarbeitern im Vorjahr 612 Millionen Euro um. Heuer peilt man einen ähnlichen Umsatz an.

Christian Klinger, Eigentümer und Unternehmenssprecher der Gruppe, klagt allerdings, dass das Thema Klimaschutz durch Sanieren nicht die Aufmerksamkeit bekomme, das ihm zustehe. Denn mit thermischer Sanierung würde nicht nur der Klimaproblematik zu Leibe gerückt, sondern auch die Konjunktur belebt, sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Das Sanierungspotenzial läge immerhin bei 2,5 Millionen Wohneinheiten. 650 Millionen Euro sind in den nächsten zwei Jahren für die thermische Sanierung und den Heizkesselwechsel geplant.

Bei den Fördermaßnahmen für die thermische Sanierung ortet er allerdings Verbesserungspotenzial. So sei der bürokratische Aufwand für Antragsteller etwa beim Nachweis der Energieeffizienz – Voraussetzung für einen Förderantrag – zu hoch, die Überarbeitung des Energieausweises sei überfällig.

Modulare Förderung

Auch der Umstand, dass die Förderung in Form eines einmaligen Investitionskostenzuschusses vergeben werde, hält er für suboptimal. In der Praxis würde nicht in einem Aufwaschen saniert, sondern "modular und schrittweise", so Klinger. Deswegen sei eine modulare Förderung von Teilsanierungen zielführender. Auch die Abstimmung zwischen Bund und Ländern sei verbesserungswürdig. Während sich die Länder auf 1,5 Prozent Sanierungsquote und "Raus aus dem Öl" einigten, strebt der Bund drei Prozent an. Kontraproduktiv sei auch die "Stop-and-go-Taktik" der Vergangenheit. Die übliche zizerlweise Verlängerung der Fördermaßnahmen sorge für Verunsicherung und "führe zu Verschiebungen der Sanierungsprojekte, da man sich höhere Förderungen in der Zukunft erhofft". Der Fördertopf sollte aus Klingers Sicht langfristig – also bis 2030 – ausreichend dotiert und verfügbar sein.

Das auch aus Gründen der Planbarkeit für die Branche. Das betreffe etwa das nötige Personal. So drohe ein Fachkräftemangel bei Heizungs- und/oder Fenstermonteuren, wenn es an Vorlaufzeit für die entsprechende Ausbildung fehle. Noch eines ist Klinger wichtig: Gerade viele Ältere, deren Häuser in sanierungs- und förderwürdiges Alter gekommen seien, würden sich sagen, "in meinem Alter zahlt sich das nicht mehr aus". Deswegen sei eine Staffelung nach Alter angezeigt, mit höherer Unterstützung für Ältere, die sich oft sagten, "das greif ich nicht mehr an". (rebu, 1.12.2020)