Ausländische Gäste haben Touristiker für heuer schon abgehakt. Die Hoffnung auf Inländer lebt.

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In normalen Jahren hätte man sich um diese Zeit eventuell langsam Sorgen darüber gemacht, ob und wann denn der lang ersehnte Schnee endlich kommt. Mithilfe der Technik hat man das aber noch immer hinbekommen. Heuer hilft die ganze Technik nichts, wenn am Ende die Gäste ausbleiben.

Es ist der Blick auf Deutschland, den wichtigsten Herkunftsmarkt für Wintergäste, der Sorgen bereitet. "Solange wir für Deutschland Risikogebiet sind und die Reisewarnung gilt, bringt Aufsperren wenig", erklärt Mario Gerber, stellvertretender Spartenobmann für Hotellerie in der Wirtschaftskammer. Diese Einstufung Österreichs wird erst fallen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz mindestens zehn Tage lang unter 50 bleibt – aktuell liegt sie bei 348. Dementsprechend pessimistisch ist Gerber: "Die Branche geht derzeit davon aus, dass wir nicht so schnell wieder öffnen."

Rattenschwanz an Problemen

Fehlende Gäste auf den Pisten heißt leere Betten in den Hotels, heißt aber auch weniger Semmeln, die der Bäcker verkaufen kann. Das wiederum bedeutet weniger Aufträge für die Handwerker in der Region, weil der Bäcker seine Filiale nicht modernisiert. Weil ihm schlicht das Geld dazu fehlt. Das ist, zugespitzt, die Dramaturgie, die sich für die kommenden Monate immer deutlicher abzuzeichnen beginnt. Der Corona-bedingte Einbruch im Wintertourismus zieht einen Rattenschwanz an Problemen nach sich.

Ob viel Schnee, wenig Schnee oder gar kein Schnee – zwischen Christtag (25. Dezember) und Dreikönigstag (6. Jänner) machte das in der Vergangenheit wenig Unterschied. Insbesondere Familien mit (schulpflichtigen) Kindern hatten, wenn sie wegfahren wollten, kaum eine andere Wahl, als in dieser Zeit zu buchen. Häufig ist die Buchungsmaschinerie schon im Oktober groß angelaufen. Kam dann noch Winterlandschaft dazu, sind für gewöhnlich auch Kurzentschlossene weich geworden und haben ein Zimmer in einem der vielen Wintersportorte Österreichs bestellt. Aber heuer?

"Die Lage ist dramatisch"

"Wenn das Telefon klingelt, sind es meist Absagen", sagt ein Hotelier im Tiroler Zillertal, der namentlich nicht genannt werden will. "Die Lage ist dramatisch", sagt auch Gerber von der WKO, "die Buchungslage für Weihnachten liegt bei zehn bis 15 Prozent."

"Alle schwimmen, nichts ist fix. Was heute gilt, kann morgen schon wieder anders sein", bringt es Martin Stanits von der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) auf den Punkt. Gewiss sei nur, dass die Infektionszahlen steil nach unten müssen, damit überhaupt an eine Art Lockerung gedacht werden kann. Und das selbst dann, wenn Hotels und Seilbahnen ausgeklügelte Sicherheitskonzepte bei der Hand haben. Letztere denken jetzt darüber hinaus sogar an Schnelltests, die sie anbieten möchten – nur damit aufgesperrt werden kann. Dass ausländische Gäste im Dezember auf österreichischen Pisten abschwingen und im Hotel einchecken, glauben nur mehr die wenigsten.

Einige Hotels trotz Lockdowns geöffnet

Dabei haben einige Hotels trotz Lockdowns geöffnet. Sie dürfen das, wenn sie Geschäftsreisende beherbergen oder Leute in Ausbildung. Oder wie der Lanserhof in Tirol, der auch ein Sanitätsbetrieb ist.

Umso neidvoller ist der Blick in die Schweiz, wo schon erste Skigebiete geöffnet haben. "Wir wundern uns etwas, wie das möglich ist", sagt Gerber. In Österreich stehe der Schutz der Gesundheit an erster Stelle, betont er: "Wir haben fertige Hygienekonzepte, aber die machen nur dann Sinn, wenn man die Infektionszahlen im Griff hat."

Warten auf Maßnahmen der Bundesregierung

Für die Tourismuswirtschaft wird der kommende Mittwoch entscheidend, wenn die Bundesregierung das weitere Vorgehen bekanntgibt. Danach werden die großen Leitbetriebe entscheiden, ob und wann sie aufsperren. Die Masse wird es ihnen gleichtun, glaubt man in der Branche.

Beim Arbeitsmarktservice schlägt sich die Ungewissheit schon in Zahlen nieder. So stieg die Zahl der Arbeitslosen im Bereich Beherbergung und Gastronomie im Vergleich zum Vorjahr um 14.320 Personen oder 30,8 Prozent. Zugleich sank die Zahl der offenen Stellen in diesen Bereichen um 3842 oder 49,8 Prozent. (Steffen Arora, Günther Strobl, 1.12.2020)