Piktogramme: Green Events

Ein "Green Event" zu werden, also eine Veranstaltung, die sich als ressourcenschonend, klimafreundlich und nachhaltig definieren lässt, ist nicht so schwierig wie die Besteigung des Mount Everest. Aber eine Umstellung. Wie vermeidet und entsorgt man den Müll bei einem Festival richtig? Wie sieht die Anreise aus? Wo kommt der Strom her? Und wo die Kostümstoffe? Es geht vor allem um Bewusstseinsbildung – und dabei kann geholfen werden.

Vor zwölf Jahren haben sich einzelne österreichische Initiativen wie G’scheit Feiern aus der Steiermark oder Ökofit Kärnten zum Green-Events-Austria-Netzwerk zusammengeschlossen, um nachhaltiges Veranstalten zu forcieren. Auch das Ministerium für Klimaschutz ist heute Mitglied. Jährlich werden Preise verliehen.

Aus über einhundert Einreichungen hat heuer in der Kategorie Kultur (Sport und Feste gibt es ebenfalls) das Theaterfestival Steudltenn in Tirol den Green Event Award erhalten – neben dem Österreichischen Filmpreis. Bisherige Preisträger waren etwa das Filmfestival Diagonale in Graz oder das Schrammel.Klang.Festival in Niederösterreich.

Müllprotokoll schreiben

Wann wird man "green"? Das hängt von der Beschaffenheit und Ausrichtung des Veranstalters ab. Das Steudltenn-Festival hat für sich dutzende Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt. Das beginnt beim Druck der Plakate, die nun nicht mehr bei einem Onlineriesen in (zu) hoher Menge bestellt werden, sondern bei einer nachhaltig zertifizierten Druckerei aus der Region. Es führt über Photovoltaikstrom vom Dach über nachhaltiges Catering bis hin zu Öffi- und Fahrrad-Bonuspunkten und einem entsprechenden Müllvermeidungskonzept. Es muss auch ein Müllprotokoll geschrieben werden, auch für die 5.000 Schülerinnen und Schüler, deren Festivalbesuch mit einer Jause einhergeht.

Das Steudltenn-Theaterfestival entwickelt Bühnenbilder ressourcenschonend, baut mit Schadholz oder verwendet die alten wieder, Kostüme werden mit Waschnüssen gewaschen. Ihre Webseite haben die Festivalleiter Bernadette Abendstein und Hakon Hirzenberger auf die Suchmaschine Ecosia umgestellt: Klicks bedeuten, dass Bäume gepflanzt werden.

Es gäbe viel zu tun. Aber wenn man als Veranstalter oder Theaterleiterin nicht persönlich an klimafreundlicher Kulturarbeit interessiert ist und nicht ein gleichgesinntes Team hinter sich hat, verlaufen Pläne schnell im nichts. Vor allem ist die Politik gefordert, Anreize zu schaffen, etwa Investitionsförderungen für LED-Scheinwerfer. Klimagerechte Kulturpolitik ist nicht nur im jüngst präsentierten Wiener Stadtregierungsprogramm ein wichtiges Ziel. Auch auf Bundesebene tut sich etwas hinter den Kulissen.

Nachnutzung, Synergien

Die Bewusstseinsbildung erfolgt auf mehreren Ebenen, bei den Kulturproduzenten, den Zulieferern genauso wie beim Publikum, das in Wien etwa mit dem Kultur-Token Klimapunkte für Ticketpreise sammeln kann (die Testphase ist wegen Covid derzeit ausgesetzt). Das strategische Entwickeln konkreter Maßnahmen in puncto Nachnutzungen, Synergien, klimabewusster Produktion etc. steht zwar auf jeder politischen Agenda. Doch sind die Ergebnisse in ihrem Umfang noch bescheiden.

Im Unterschied zu Branchen wie Hotellerie oder Gastronomie betrachteten sich Kulturschaffende vielfach zu wenig als wirtschaftliche Unternehmen, die veränderbar sind, diagnostiziert es Regina Preslmair vom Ministerium für Klimaschutz. Sie lobt aber österreichische Filmschaffende, die "Green Filming" bzw. "Green Producing" zum Teil schon länger umsetzen.

Zugpferd ist hier die US-amerikanische Filmindustrie, die sich im grünen Vorzeigebundesstaat Kalifornien gegen den eigenen hohen CO2-Ausstoß (angeblich höher als die amerikanische Textil- und Chemieindustrie zusammen) mit strengen Maßnahmen wappnet.

Sich zertifizieren lassen

Traditionsreich hierzulande ist das Österreichische Umweltzeichen, jenes noch von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Gütesiegel, das von den großen heimischen Kulturinstitutionen bisher nur eine einzige trägt, nämlich das Kunsthaus Wien. "Der Prozess, sich zertifizieren zu lassen, hat jetzt auch mit den Bundesmuseen und den Bundestheatern begonnen", sagt Heike Warmuth vom Büro der Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.

Bei alten Architekturen geht es vor allem um Klimatechnik. Für das Burgtheater mit einer Nutzfläche von 188.000 Quadratmetern, davon 134.000 beheizt, ist das eine stete Herausforderung. Eine eigene Arbeitsgruppe ist für eine bessere Ökobilanz am Haus im Einsatz. Das Catering kommt seit dieser Spielzeit von einer auf Regionalität und Saisonalität achtenden Gastro. Und seit einigen Monaten gehören zwei Hybridfahrzeuge zur Flotte. Zu "Green Producing" tauscht sich das Burgtheater über das europäische Theaternetzwerk Mitos 21 aus. Das Umweltzeichen müsste also eigentlich bald zu schaffen sein. (Margarete Affenzeller, 1.12.2020)