In der Fahrzeughalle der Feuerwehr werden seit 7 Uhr die ersten Schnelltests durchgeführt.

Foto: APA/Barbara Gindl

Es ist nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, was auf Österreich in den kommenden Wochen zukommen wird: An diesem Dienstag und Mittwoch sind die Bewohner und Bewohnerinnen der rund 2.200 Einwohner zählenden Gemeinde Annaberg-Lungötz im Salzburger Tennengau zum ersten Massentest aufgerufen; am Dienstag im Ortsteil Annaberg, am Mittwoch im Ortsteil Lungötz.

Erste Ergebnisse gab es am Abend: Nur zwei von 653 Tests fielen am Dienstag positiv aus.

Die große Frage ist: Wie hoch wird die Beteiligung der Bevölkerung sein? Bürgermeister Martin Promok (SPÖ) nannte zuletzt 50 bis 60 Prozent als Ziel. Die ersten Testwilligen sind jedenfalls bereits vor dem eigentlichen Beginn der Veranstaltung um acht Uhr angetreten; ein bisschen Neugier ob des großen Medienrummels ist da wohl auch dabei. In den ersten zweieinhalb Stunden traten rund 150 Annerberger und Annerbergerinnen zum Test an.

Die Mitarbeiter sind die ersten Testpersonen

Während unmittelbar hinter dem Haus der Freiwilligen Feuerwehr in Annaberg die Schneekanonen die künstliche weiße Pracht auf die braunen Wiesen sprühen, geht es in der Fahrzeughalle der Feuerwehr schon seit 7 Uhr richtig zur Sache. Drei Teststraßen sind eingerichtet, zuallererst werden die Helfer und Helferinnen des Roten Kreuzes und der Feuerwehr sowie das in weiße Schutzanzüge gepackte medizinische Personal mit den Schnelltests überprüft. Die Ergebnisse mit der Aufschrift "negativ" liegen bereits auf den Biertischen entlang der Teststraßen.

Um Staus und enge Kontakte zu vermeiden, läuft die ganze Aktion im Einbahnsystem ab: rechts hinein, links hinaus. Wer bei den Antigentests positiv ist, muss am Abend noch einmal zur Feuerwehr kommen. Hier stehen dann die wesentlich sichereren PCR-Tests zur Verfügung.

Testgemeinde wegen vieler Infizierter

Dass die Heimat von Skistar Marcel Hirscher zur ersten Testgemeinde auserkoren wurde, liege an den hohen Infektionszahlen, hat Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) vergangene Woche argumentiert. Damals waren 71 Gemeindebürger und -bürgerinnen positiv getestet, aktuell sollen es noch 38 sein. Landesweit wird in Salzburg von 12. bis 13. Dezember getestet.

Im Ort selbst ist die Stimmung merkbar zweigeteilt. Während sich bereits gegen 9 Uhr an die 40 Testwillige vor dem Feuerwehrhaus versammelt haben, äußern sich Menschen in der nahe gelegenen Bäckerei eher zurückhaltend. "Ich weiß nicht, ob das etwas bringt", meint eine ältere Dame, schließlich seien ja auch "die Doktoren" nicht von den Massentests überzeugt. Gemeint ist damit wohl ein ORF-Bericht vom Wochenende, in dem sich der ärztliche Leiter des Krankenhauses Schwarzach, Primar Andreas Valentin, äußerst kritisch zu dem Testkonzept geäußert hat. Öffentlich möchte die Kundin der Bäckerei ihre Kritik aber nicht äußern, der soziale Druck in einer kleinen Landgemeinde wie Annaberg-Lungötz ist offensichtlich groß.

Die vor allem für die Boulevardpresse spannende Frage, ob Lokalmatador Hischer zum Massentest erscheinen wird, war Dienstagfrüh für die Medienvertreter nicht endgültig zu beantworten. Aller Voraussicht nach dürfte er aber nicht erscheinen, angekündigt ist dafür sein Vater Ferdinand.

Haslauer zieht positive Zwischenbilanz

Landeshauptmann Haslauer zog Dienstagmittag nach rund dreieinhalb Stunden die erwartungsgemäß positive Zwischenbilanz. Für die weitere Testserie im Land Salzburg am 12. und 13. Dezember erwartet sich Haslauer eine Beteiligung von bis zu 60 Prozent, dabei dürften rund 3.000 bis 4.000 Infizierte erkannt werden.

Wie groß die logistische Aufgabe für die Einsatzkräfte ist, illustrierte am Rande der Testung in Annaberg-Lungötz Landesrettungskommandant Anton Holzer: Für den Salzburg-weiten Test müsse allein das Rote Kreuz zwei Tage lang 900 Sanitäter und Sanitäterinnen abstellen. Das entspricht einem Drittel aller verfügbaren Kräfte. Trotz der Testreihen müsse aber auch noch der normale Rettungsbetrieb aufrechterhalten werden.

In Annaberg-Lungötz laufen die Tests noch bis Mittwoch. Neben den zwei Wahlsprengeln – eben Annaberg und Lungötz – gibt es auch noch eine "fliegende Testgruppe"; diese betreut einen in Lungötz ansässigen holzverarbeitenden Großbetrieb mit rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. (Thomas Neuhold, 1.12.2020)