Meteoriten kann man teuer bei Auktionen kaufen, mühsam suchen oder durch Zufall finden. Sie sind von hohem wissenschaftlichem Wert. "Meteoriten sind Zeitzeugen aus der Entstehungszeit des Sonnensystems. Sie haben ein Alter von über 4,5 Milliarden Jahren, das ist älter als die heute erhaltenen Gesteine der Erde", so der Meteoriten- und Impaktforscher Christian Köberl an der Universität Wien. Er ist Doktorvater des Meteoritenforschers Ludovic Ferrière und langjähriger Generaldirektor des Naturhistorischen Museums, das eine der größten Meteoritensammlungen der Welt besitzt.

Er selbst hat als junger Forscher in der Wüste und in der Antarktis Meteoriten gesucht, wobei er im Polbereich – dank der weißen Schnee- und Eisdecke – viel leichter hatte, dunkle Gesteins- oder Eisenmeteoriten zu finden. Auf herbstlichen Wald- und Wiesenflächen einen Meteoriten zu finden, der vielleicht ein paar Dezimeter im Durchmesser hat, gleicht der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Dennoch gibt es auch von Privaten Funde, die oft versuchen, diese zu Geld zu machen. "Öffentliche Sammlungen können sich die horrenden Summen profitgieriger Finder meist kaum leisten, so bleiben diese Stücke der Forschung vorenthalten", bedauert Köberl.

Wie der Ybbsitzer Meteorit gefunden wurde …

Unter den einheimischen Meteoriten hat jener mit der Inventarnummer L 7496 in den Sammlungen des Museums, der Ybbsitzer Meteorit, eine der spannendsten Geschichten – er war ein Zufallsfund. Doch ganz zufällig war er auch nicht. Der Finder, der Geologe Wolfgang Schnabel von der Geologischen Bundesanstalt (GBA) in Wien, war ab den späten 1970er-Jahren mit der Kartierung des geologischen Kartenblattes Ybbsitz befasst. Das heißt: dichtes, systematische Begehen des Gebietes, Erfassen aller dort vorkommenden Gesteine und Eintragen auf einer Karte. Keine leichte Arbeit, im engen Raster über Wiesen, Felder, durch dichte Wälder zu gehen. Mit dabei ist stets der Geologenhammer. Mit einem gezielten Schlag werden Steine angeschlagen, zeigt doch erst die frische Bruchfläche die wahre Natur des Gesteins.

Detail der geologischen Karte 1:50.000 (Ybbsitz) mit der Meteoritenfundstelle.
Foto: GBA

Schnabel heute im Rückblick: "Da machst du deine Routinearbeit, findest etwas, was gar nicht in deinen engeren Bereich gehört – und plötzlich bist du in allen Zeitungen." Wie kam es dazu? Am 17. September 1977 war Schnabel auf dem Heimweg vom Prochenberg, der sich südöstlich von Ybbsitz (Niederösterreich) befindet. Er nahm eine Abkürzung durch den steilen Waldhang. An einer Stelle, wo er einen Gesteinswechsel von einer Kalk- zu einer Mergelformation vermutete, sah er sich die herumliegenden Gesteine im Detail an. Weiter im O-Ton von Schnabel: "Dabei fiel mir ein Stück mit etwa 20 Zentimetern Durchmesser durch seine braune Farbe und eigenartige Oberflächenbeschaffenheit auf, das sich von den umherliegenden Kalkstücken unterschied. Es ragte aus dem Waldboden heraus. Nachdem ich es ausgegraben hatte, überraschten mich sein hohes Gewicht und seine Härte. Nur mit Mühe schlug ich ein etwa ein Kilo schweres Stück mit dem Hammer ab."

… und wie der Meteorit ins Museum kam

Im Herbst 1979 schickte Schnabel dann einen Dünnschliff (zwei mal drei Zentimeter) von einem Stück dieses Gesteins für mikroskopische Detailuntersuchungen nach Salzburg zu Elisabeth Kirchner, sie ist Mineralogin an der dortigen Universität. Sie konnte eindeutig die extraterrestrische Natur des Stücks identifizieren. Die Sensation war perfekt! Im April 1980 begann die Suche nach dem verbleibenden Rest. An der Fundstelle war eine Forststraße gebaut worden, doch der Meteoritenrest steckte nach wie vor im Boden und konnte geborgen werden. In einer zweiten Suche mit Gero Kurat, dem damaligen Kurator der Meteoritensammlung des Museums, wurde eine Reihe von Bruchstücken geborgen.

Für Schnabel war stets klar, der Meteorit gehört ins Museum. Im Jänner 1981 erfolgte im Palais Rasumofsky, dem damaligen Sitz der GBA, die feierliche Übergabe. Direktor Felix Ronner übergab dem damaligen Ersten Direktor des Naturhistorischen Museums, Oliver Paget, den Meteoriten. Als Dank und Anerkennung erhielt Schnabel am 5. Dezember 2012 die Goldene Ehrennadel der Freunde des Naturhistorischen Museums. Anlass war die Wiedereröffnung des Meteoritensaals (Saal 5), wo es eine Vitrine mit österreichischen Meteoriten, darunter dem Ybbsitzer Originalfund von Schnabel, gibt. Die Fundstelle des Meteoriten ist auf der geologischen Karte 1:50.000 mit einem Stern gekennzeichnet.

Die sieben heimischen Meteoriten

Meteoriten werden nach ihrem Fundort bezeichnet. Die bislang gefundenen heimischen Meteoriten gehören zur Gruppe der Chondriten (Steinmeteoriten). Ihre Gesamtmasse beträgt rund 45 Kilo; rund 20 Kilo davon befinden sich in der Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien, zu besichtigen im Meteoritensaal.

  • Ischgl, Tirol. Gefunden 1976 (Gesamtmasse: circa 1 Kilo)
  • Mühlau, Tirol. Gefunden 1877 (Gesamtmasse: circa 5 Gramm)
  • Mauerkirchen, Oberösterreich. Gefallen 1768 (Gesamtmasse: circa 19 Kilo)
  • Prambachkirchen, Oberösterreich. Gefallen 1932 (Gesamtmasse: 2,13 Kilo)
  • Ybbsitz, Niederösterreich. Gefunden 1977 (Gesamtmasse: circa 15 Kilo)
  • Lanzenkirchen, Niederösterreich. Gefallen 1925 (Gesamtmasse: circa 7 Kilo)
  • Minnichhof, Burgenland. Gefallen 1905 (Gesamtmasse: circa 550 Gramm)

Die Wiener Meteoritensammlung im 18. und 19. Jahrhundert

Die Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums beginnt mit einem Fund aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Als am 26. Mai 1751 bei Hraschina in der Nähe der kroatischen Hauptstadt Zagreb, dem damaligen Agram, ein rund 40 Kilo schwerer Eisenmeteorit fiel, forderte Kaiser Franz I. Stephan, der Mann Maria Theresias, einen Bericht über den Meteorfall und ließ den Meteoriten nach Wien bringen. Der Meteorit von Hraschina wurde zum "Gründungsmeteoriten" der kaiserlichen Sammlung, die heute den Grundstock des Naturhistorischen Museums bildet. Naturgemäß wuchs in Wien auch das wissenschaftliche Interesse an Meteoriten. Paul M. Partsch (1791–1856), Sammlungskustos, veröffentliche 1843 einen ersten gedruckten Meteoritenkatalog. "Die Meteoriten: oder vom Himmel gefallenen [sic!] Steine und Eisenmassen im k. k. Hof-Mineralien-Kabinette zu Wien" im Untertitel: "Beschrieben und durch wissenschaftliche und geschichtliche Zusätze erläutert". Der erwähnte Hraschina-Meteorit ist unter Nummer 77, "Agram", beschrieben.

Haidingers Darstellung des Meteoritenfalls von Hraschina im Jahre 1751.
Foto: GBA

Einige Jahre später widmete Wilhelm Haidinger (1795–1871), Gründungsdirektor der k.k. Geologischen Reichsanstalt (1849), dem Hraschina-Meteorit eine große Arbeit. Haidinger hatte als Mineraloge eine Reihe von Meteoriten wissenschaftlich untersucht und gehört zu den frühen Forschern extraterrestrischer Gesteine. Merkwürdig fand er, dass der Stein bereits um 18 Uhr fiel, das Leuchten der Feuerkugel aber "erst gegen 22 Uhr, als es dunkel wurde", verschwand. Dargestellt hat er dieses Phänomen, das er Archivunterlagen entnahm, mehr als hundert Jahre später auf einer Tafel in seiner wissenschaftlichen Arbeit von 1859. (Thomas Hofmann, 2.12.2020)