Die Autorin Julia Cimafiejeva und der Autor Alhierd Bacharevic waren in Weißrussland wie Tausende andere monatelang auf der Straße, um für einen politischen Neubeginn zu protestieren.

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Graz/Minsk – Die Autorin Julia Cimafiejeva und der Autor Alhierd Bacharevic aus Weißrussland (Belarus) sind als "Writer in Exile" in Graz. Die Stadt vergibt das Stipendium für Literaten oder Aktivisten, damit sie hier ungestört ihrer Tätigkeit nachgehen und sich "geistig und körperlich erholen können", wie Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz sagte. Sollte eine Rückkehr in das Heimatland nicht möglich sein, werde man Anschlussstipendien suchen.

Seit 1997 gibt es das "Writer in Exile"-Programm, das "eine wichtige Säule für Graz als Menschenrechtsstadt darstellt", erklärte Riegler. Die Zeiträume für die Stipendien werden je nach Bedarf gewählt und sind für Autoren oder Aktivisten gedacht, die in ihrem Heimatland Bedrohungen ausgesetzt sind.

Auf der Straße gegen Lukaschenko

Seit 20. November ist das Ehepaar Julia Cimafiejeva und Alhierd Bacharevic zu Gast. In Weißrussland regiert Alexander Lukaschenko (Aljaksandr Lukaschenka) autoritär und repressiv, gegen seinen Führungsstil gibt es ständig Widerstand. Auch die beiden Stipendiaten waren monatelang auf der Straße, um für einen politischen Neubeginn zu protestieren. Aufgrund ihres Engagements und ihrer kritischen Texte waren sie nicht mehr sicher und konnten über Initiative der Kulturvermittlung Steiermark nach Österreich kommen.

Julia Cimafiejeva (geb. 1982) ist Lyrikerin und Übersetzerin, "und ein wenig Fotografin", wie sie selbst sagte. Sie betonte, wie angenehm es sei, hier "zu schlafen, ohne dass die Polizei an die Türe klopft". "Alhierd Bacharevic wurde 1975 in Minsk geboren, er ist Schriftsteller, Dichter und Übersetzer. Cimafiejeva arbeitet an einem Tagebuch und Bacharevic wird ein Buch über die Proteste in seinem Heimatland veröffentlichen. Beide wollen sich auch während ihrer Zeit in Graz weiterhin für den Frieden in ihrem Heimatland einzusetzen. "Ich habe die Hoffnung, dass sich die Situation ändert, aber meine Prognose ist nicht sehr optimistisch", meinte Bacharevic.

Umgesetzt durch die Kulturvermittlung Steiermark wurden bisher 16 Autorinnen und Autoren sowie drei bildende Künstlerinnen und Künstler aufgenommen. (APA, 1.12.2020)