Viele Immobilienkonferenzen und Pressekonferenzen dieser Tage, Wochen und Monate werden mit den Worten eröffnet: "Die Immo-Branche hängt anderen Branchen, was die Digitalisierung angeht, hinterher." Meist sind es dann nur Sekunden, bis die nächste Erkenntnis folgt: "Die Corona-Pandemie war und ist ein Antreiber der Digitalisierung." Selbstreflexion ist da, auch wenn sie mehr oder weniger aufgezwungen ist.

Dabei muss man einigen Branchenvertretern eine gewisse Kurzsichtigkeit attestieren. Denn nur weil es im eigenen Haus keinen freiwilligen Drang zum Digitalen gibt, bedeutet das nicht, dass das für die ganze Branche gilt.

Gebaut wird noch analog, geplant schon digital.
Foto: imago

Eine Ansammlung von Start-ups hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, unter geeintem Banner namens "United Proptechs" vermehrt auf sich aufmerksam zu machen. Die Devise dahinter ist einfach: den gesamten Immobilienzyklus digitalisieren. Daher auch der Name. Proptech beschreibt die digitale Transformation der Immobilienbranche.

Digitale Zusammenarbeit

Kaum eine Digitalisierungsdebatte in der Branche kommt ohne die drei magischen Buchstaben aus: BIM. Das Building Information Modeling kann als digitales Abbild eines realen Gebäudes verstanden werden, in dem alle notwendigen Informationen zu finden sind – im Idealfall. Das Start-up Bimspot soll dabei helfen, die Zusammenarbeit der verschiedenen Stakeholder zu verbessern. So sollen Planungsfehler und dadurch auch Fehlerkosten minimiert werden. Auch der Weg zum digitalen Arbeiten mit BIM – für viele Unternehmen immer noch ein großer und risikobehafteter Schritt – soll damit erleichtert werden.

Auf digitale Zusammenarbeit setzt auch Planradar. Mit der App können Bauträger Baumängel sichten und Aufgaben verteilen, um so effizienter arbeiten zu können. So kann über ein Bautagebuch mit Fotos und Dokumenten genau nachvollzogen werden, wann welcher Handgriff getan wurde.

Checkmyplace.com kümmert sich um die Standort-Informationen beim Liegenschaftsein- und -verkauf. Auf Anfrage überprüft das Team die genaue Umgebung der Immobilie, um eine Liste mit Vor- und Nachteilen zu erstellen, die schlussendlich dazu beiträgt, den genauen Wert der Immobilie festzulegen.

Für den Endmieter steht die App iDwell zur Verfügung. Hier werden Mieter, Vermieter, Hausverwalter und Dienstleister für eine einfachere und schnellere Art der Kommunikation zusammengebracht. So können Schäden direkt an die Hausverwaltung geschickt werden, samt Dokumentation über Fotos und Videos. Diese schicken die Anfragen dann einfach an den passenden Dienstleister weiter. Darüber hinaus gibt es ein digitales schwarzes Brett, an das die Nachbarschaft Probleme, Wünsche und Anregungen pinnen kann.

Ein ähnliches Konzept hat auch die Puck-App von JP Immobilien. Sie fungiert ebenfalls als Kommunikationstool zwischen allen Parteien. Kosten (pro Einheit) kommen dabei in einem ersten Schritt nur auf die Vermieter zu. Inwieweit diese Kosten dann auf die Mieter übertragen werden, ist eine andere Frage.

Ja, die Immobilienbranche mag in der Tiefe anderen Branchen in Sachen Digitalisierung hinterherhinken. Trotzdem ist die Pionierarbeit der verschiedenen Start-ups nicht zu übersehen. (poll, 20.12.2020)