Eine lebende Legende: Jose Mourinho.

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London/Linz – Mit Jose Mourinho beehrt diese Woche eine der faszinierendsten Figuren der jüngeren Fußballhistorie die Linzer Gugl. Die illustren Stationen des Trainer-Superstars alleine würden schon mehrere Karrieren füllen. Nicht jedermanns Sache sind die Art von "The Special One" und sein Ergebnisfußball, doch seine Erfolge allerorts geben ihm Recht. Auch als Coach bei Tottenham Hotspur, dem Europa-League-Gruppengegner des LASK, scheint die Philosophie des Portugiesen nun zu greifen.

Sporting Lissabon, FC Barcelona, Benfica Lissabon, FC Porto, Chelsea, Inter Mailand, Real Madrid, Manchester United, Tottenham – mit der Vita des Jose Mario dos Santos Felix Mourinho können es nur ganz wenige in seiner Zunft aufnehmen. Und fast überall erntete der grauhaarige Star, der vor 57 Jahren in Setubal auf die Welt kam, Zählbares. Zweimal gewann er die Champions League (2004, 2010), je einmal UEFA-Cup (2003) und Europa League (2017), dreimal holte er die englische Meisterschaft, je zweimal die italienische und portugiesische, einmal war er in Spanien Meister. Das ist wohlgemerkt nur eine kleine Auswahl seiner Titel als Cheftrainer.

Als Kicker bei Belenenses Lissabon

Als Spieler verlief seine Karriere nicht erwähnenswert. In seiner Jugend und später als Profi kickte er einige Zeit bei Belenenses Lissabon im noblen Stadtteil Belem, schaffte es aber dort und bei anderen Stationen nicht, dem Spiel wie später als Trainer seinen Stempel aufzudrücken. Vor allem physisch habe ihm das Rüstzeug dafür gefehlt, erklärte Mourinho mehrmals.

Schon früh eignete er sich aber das gedankliche Rüstzeug für die Arbeit neben dem Platz an, zumal sich auch sein Vater als ehemaliger Profi später als Trainer verdingte. Nach mehreren Stationen als Assistent in Portugal und in Barcelona unter Louis van Gaal schlüpfte Mourinho anno 2000 mit 37 Jahren bei Sporting Lissabon erstmals in die Chefrolle. Mit dem FC Porto wurde er zweimal Meister und gewann 2004 die Champions League. Danach erkundete er die große europäische Fußballwelt.

Was er sowohl nach London, Mailand, Madrid und Manchester mitnahm, ist sein Faible für straffe Organisation und defensive Absicherung auf dem Platz. Mit Effizienzfußball in Reinkultur gewann Mourinho viele Titel, aber nicht immer die Herzen der Fans. Dass seine Amtszeiten häufig genug nicht friedlich endeten, zeugt davon. Es demonstriert aber auch den streitbaren Charakter von Mourinho, den eine Aura umgibt, die Beobachter als Querulantentum, bisweilen auch als Arroganz auslegen.

Berühmte Privatfehden

Berühmte Privatfehden des Sprachtalents mit Arsene Wenger oder Pep Guardiola legen davon Zeugnis ab. "Bei ihm ist es eine ständige Provokation. Ich fühle mich wie im Kindergarten, aber das ist Teil seiner Persönlichkeit", sagte Wenger einmal. Mit Schiedsrichtern steht Mourinho sowieso aus Prinzip auf Kriegsfuß. Und auch ÖFB-Teamstürmer Marko Arnautovic, der Mourinho als Jungspund bei Inter Mailand erlebte, kann ein Lied vom Naturell seines Ex-Trainers singen.

Dass Mourinhos Ideen als Trainer aber nicht überholt sind, spiegelt nicht zuletzt die Tabelle der Premier League wider. Die führt nämlich Tottenham nach neun Spielen ohne Niederlage en suite vor dem punktegleichen Titelverteidiger Liverpool an. Beim 0:0 gegen seinen Ex-Club Chelsea gaben die "Spurs" am Sonntag nur einen echten Schuss aufs Tor ab. Doch gegen Manchester United, einen weiteren seiner früheren Arbeitgeber, gewannen die Nordlondoner Anfang Oktober 6:1. Weil ihn United Ende 2018 wegen einer Formkrise und damit verbundener Querelen rausgeworfen hatte, war das für Mourinho eine besondere Genugtuung. (APA; 1.12.2020)