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"Gott grüße euch im ganzen Haus, ich bin der Bischof Nikolaus. Ein heiliger Mann, von Gott gesandt, ihr seht’s an meinem Prachtgewand."

Foto: Reuters

"Gott grüße euch im ganzen Haus, ich bin der Bischof Nikolaus. Ein heiliger Mann, von Gott gesandt, ihr seht’s an meinem Prachtgewand."

In meinem früheren Leben ergab es sich so, dass ich für den guten Zweck jahrelang als Nikolaus zu den Kindern dieser Welt ging, um ihnen nicht nur Geschenke zu bringen, sondern auch die Leviten zu lesen: "Nun gebt gut acht und hört gut hin, worüber ich in Sorge bin!" Damals hatte man zwecks Pädagogik noch zwei Krampusse mit dabei, die mit ihren Ruten nicht nur wachelten.

Aufgrund zunehmender Schnapszufuhr während der Hausbesuche konzentrierten sich die Ausgeburten der Hölle, also der Hubsi und der Aigner Beda, aber bald eh lieber darauf, gerade stehenzubleiben. Interessant gestaltete sich die Seelsorge trotz regelmäßiger Beeinträchtigungslage allemal. Oft wurde ich als Mann des Friedens zum Beispiel komplett missachtet.

Mit der Rute statt der Engelsgeduld

Die Krampusse wurden gleich beim Eintreten dazu angehalten, ordentlich auf die "Hundskrüppel, die verreckten", hinzuhauen. Schaden tut eine ordentliche Abreibung ja bekanntlich nie; wir schreiben die frühen 1980er-Jahre. Das Wort Gottes wird im Herzen Mitteleuropas ohnehin immer schon eher mit der Rute als mit Engelsgeduld verbreitet: "Er wird scho wissn, warum er g’haut wird! Wos is, megts nu an Schnaps?!"

Manchmal mussten wir die gastfreundlichen Väter darum bitten, doch kurz den Fernseher auszuschalten, damit die verschreckten Kinder die ermahnenden Worte und Hiebe auch akustisch wahrnehmen konnten. Wie gesagt, alles für den guten Zweck. Schule, Kinder, Afrika. Etwas in die Richtung.

Den Tiefpunkt in meinem bischöflichen Schaffen erlebte ich dann auf dem Hauptplatz meiner Heimatstadt. Dort sollte ich vor einem Schuhgeschäft Zuckerln an die Passanten verteilen. Das führte am Nachmittag speziell bei meinen herumstreunenden Mitschülern zu einer gewissen Erheiterung. Ohne bischöfliches Prachtgewand gelangte es dann am nächsten Tag zu einer traditionellen Pädagogik meinerseits. Ho, ho, ho. (Christian Schachinger, 2.12.2020)