Je mehr Menschen mitmachen, umso besser. Sagen Experten, sagen Politiker. Gemeint sind die Corona-Massentests. Eine Teilnahme von sechs Millionen Menschen wäre wünschenswert, heißt es, um positiv ins Infektionsgeschehen eingreifen zu können und Infizierte, die sonst unentdeckt bleiben würden, zum Großteil herauszufischen und in Quarantäne zu schicken, wo sie niemanden mehr anstecken.

In der Gemeinde Annaberg in Salzburg haben die Corona-Massentests bereits begonnen.
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Hört man in die Bevölkerung hinein, ist die Skepsis allerdings groß. Die Menschen zögern und wollen sich nicht der Gefahr aussetzen, sich in den Testhallen zu infizieren. Das ist auch verständlich: Im derzeit laufenden Lockdown haben sich viele restriktiv an Maßnahmen wie Ausgangssperre und Kontaktreduktion gehalten. Und gerade jetzt soll man einen Ort aufsuchen, an dem man vielleicht jemandem über den Weg läuft, der das Virus weitergibt?

Leider schafft es die Politik auch nicht, diese Bedenken aus dem Weg zu räumen. Im Gegenteil: Man wundert sich, warum für die Flächentests nicht mehr die Trommel gerührt wird; warum es die Politik nicht schafft, die positiven Effekte, die die Aktion haben kann, in den Vordergrund zu rücken. Stattdessen gibt es das übliche Hickhack. So hat Wien, so scheint es, regelrecht zu Fleiß die Massentests nun vorgezogen – im Wissen, dass das Anmeldetool des Bundes noch nicht fertig ist und die Tests, die vom Bund gestellt werden sollen, noch nicht verfügbar sind. Die handelnden Politiker in Wien werden die Gelegenheit nicht auslassen, auf die Versäumnisse hinzuweisen und zu sagen, man habe dem Bund aus der Patsche helfen müssen.

Dieser politische Kleinkrieg ist in Zeiten einer Pandemiebekämpfung allerdings unangebracht. Wie wird das erst bei der Impfung weitergehen? Wird es einen Schaukampf zwischen Bund und Ländern geben, der die Abwicklung dann unnötig verzögert?

Aber zurück zu den Massentests: In Wien wurden Testkapazitäten in den vergangenen Monaten nach und nach ausgebaut. Auch ohne Massentests hat in der Zwischenzeit de facto jeder Bewohner die Möglichkeit, sich jederzeit testen zu lassen. Erst am Montag wurde die neue Schnelltest-Straße beim Austria Center eröffnet. Modelle wie dieses sollten als Vorbild dienen. Dann kann sich jeder testen lassen, der akut Bedarf hat – beispielsweise wenn man den Besuch älterer Verwandter plant. So wirkt die Aktion einmal mehr unbeholfen – und das dürfte sich auch in der Teilnehmerzahl abbilden. (Rosa Winkler-Hermaden, 2.12.2020)