In der ZiB 2 am Montagabend trat Franz Hörl auf und sprach: Die Bevölkerung sei aufgefordert, dass "jeder seinen Beitrag leistet" – für die Gesundheit, aber auch für "die zu rettende Wintersaison".

Franz Hörl ist Abgeordneter der ÖVP, Interessenvertreter der Tiroler Seilbahnengesellschaften und bekannt geworden im Zusammenhang mit dem Ischgler Corona-Skandal.

Wir werden permanent alle aufgefordert, unsere patriotische (Kauf-)Pflicht zu tun, und das nervt inzwischen gewaltig.

Seit Monaten prasseln von Regierungsseite Ermahnungen auf uns ein, "in dieser schweren Zeit doch zusammenzuhalten". Gern, aber geht’s ein bisschen konkreter? Und womöglich mit einem Plan in Sachen Corona?

Im Oktober forderte ein Tiroler Hotelier und Mitglied der berühmten "Adlerrunde" in der Sendung Im Zentrum für November den totalen Lockdown, "um die Wintersaison zu retten". Nun, es kam zuerst ein weicher, dann ein härterer Lockdown, aber die Saison wird trotzdem nicht gerettet werden können, weil die Regierung gezwungenermaßen die Schließung der Hotels und der Gastronomie über den 7. Dezember hinaus verlängern wird. Die Infektions- und Hospitalisierungszahlen lassen nichts anderes zu.

Außerdem haben Italien und Deutschland ihre Bürger dringend gewarnt, im Hochrisikogebiet Österreich auf Skiurlaub zu fahren. So rächt sich Ischgl.

Tourismus

Viele von uns fahren gern in die Alpen auf Winterurlaub. Jeder sieht ein, dass der alpine Tourismus ein ganz wichtiger Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor ist und möglichst unterstützt werden soll. Gerade in Corona-Zeiten. Aber der Städtetourismus ist ebenfalls wichtig, doch hat man von den Vertretern der Bundeshauptstadt und der meisten Landeshauptstädte nicht so ein Gejammer gehört. In Wien haben die Hotels zehn Prozent Auslastung, und den Weihnachts- und Silvestertourismus kann man so gut wie vergessen.

Appelle an den Patriotismus im Geschäftsleben stehen unter Inkompetenzverdacht. Seit Wochen läuft im TV eine Werbung, wo ein Ungustl das "schlechte Gewissen" darstellen soll, das einen angeblich befällt, wenn man auf den "falschen (ausländischen) Online-Seiten shoppt". Schlechtes Gewissen als Kaufmotiv?

Nun ist auch noch eine offizielle "Kaufhaus Österreich"-Plattform dazugekommen. Eine Gemeinschaftsarbeit von Regierung und Wirtschaftskammer, vertreten durch "Digitalisierungsministerin" Margarete Schramböck und Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer. Eine "rot-weiß-rote Plattform für den heimischen Online-Handel". Aber das Ding ist so schlecht gemacht, dass es bereits in den sozialen Medien mit Häme übergossen wird.

Ja, Amazon und die anderen Internetgiganten sind teilweise problematisch. Aber diese läppischen "rot-weiß-roten" Appelle an den Patriotismus funktionieren nicht, wenn man mit Funktionalität, Kundenfreundlichkeit und Effizienz nicht konkurrieren kann (dasselbe gilt übrigens für die Taxifirmen, deren Versuche, die Konkurrenz von Uber und Co durch politisches Lobbying totzukriegen, soeben vom grünen Verkehrsministerium ausgehebelt wurden). Liebe offizielle Vertreter des Kaufpatriotismus: Bietet ordentliche Alternativen und versucht nicht, uns ein "schlechtes Gewissen" zu machen. (Hans Rauscher, 1.12.2020)