Einsatzkräfte am Mittwochmorgen am Tatort in der Trierer Fußgängerzone.

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Bei der Amokfahrt mit einem Auto in der Trierer Innenstadt vom Dienstag hat sich die Zahl der Verletzten auf 18 erhöht. Darunter seien sechs Schwerverletzte, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt in Trier, Peter Fritzen, am Mittwoch mit. Zudem gebe es weiterhin fünf Todesopfer. Am Dienstagabend war von 14 Verletzten die Rede gewesen. Inzwischen habe es noch Nachmeldungen gegeben. "18 Verletzte ist der aktuellste Stand", sagte Fritzen.

Gegen den mutmaßlichen Täter erging am Mittwoch Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes in fünf Fällen sowie des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung in 18 weiteren Fällen. Nach bisherigen Erkenntnissen steuerte der 51-jährige Deutsche aus dem Kreis Trier-Saarburg am Dienstag betrunken einen PS-starken Sportgeländewagen gezielt in Menschen in der Fußgängerzone von Trier.

Schwer zu verhindern

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) erklärte indes, eine Amokfahrt wie jene am Dienstag in einer Fußgängerzone in Trier mit fünf Toten und 14 Verletzten ließe sich nach Einschätzung nur schwer verhindern. "Wenn das Auto zur Mordwaffe wird, dann ist es schwierig zu sagen als Staat, das können wir zu 100 Prozent unterbinden. Nein, das können wir nicht", sagte Lewentz am Mittwoch dem Deutschlandfunk. "Wie wollen Sie etwas verhindern, wenn ein Mensch sich entscheidet, sich ins Auto zu setzen und gezielt Menschen anzugreifen."

Laut Lewentz wurde bisher kein Bekennerschreiben des Amokfahrers gefunden. Bei der Aufklärung komme es nun auf die Vernehmungen und die Bereitschaft des Verdächtigen an, seine Motive offenzulegen. Einen politischen oder religiösen Hintergrund schließen die Behörden bisher aus. Derzeit gingen die Ermittler davon aus, dass der Amokfahrer ohne organisierten Hintergrund gehandelt habe. Der Mann hat der Polizei zufolge ausgesagt. "Er spricht mit uns", teilte ein Polizeisprecher mit. Zu den Inhalten könne man aber zunächst keine Angaben machen.

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Eine Frau stellt eine Kerze vor der Porta Nigra, dem Wahrzeichen der Stadt Trier, auf.
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Täter betrunken

Die Tat des 51-Jährigen aus dem Kreis Trier-Saarburg wird von der Staatsanwaltschaft als mehrfacher Mord, Mordversuch und gefährliche Körperverletzung eingestuft. Nach Angaben von Lewentz war er in der Innenstadt im Zickzackkurs mit seinem Wagen unterwegs. Der Verdächtige konnte wenige Minuten danach festgenommen werden, bei ihm wurden 1,4 Promille Alkohol im Blut festgestellt.

Fünf Menschen starben, darunter ein neun Wochen altes Baby. 14 Menschen wurden verletzt. Zu den Todesopfern zählen neben dem Baby drei Frauen im Alter von 25, 52 und 73 Jahren sowie der 45-jährige Vater des Kindes. Sie alle stammen aus Trier. Die Mutter des Babys hat überlebt und liegt laut Behördenangaben ebenso im Krankenhaus wie ihr eineinhalb Jahre alter Sohn.

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Lob an die Passanten

Insgesamt waren am Dienstag mehr als 750 Kräfte von Polizei sowie Hilfs- und Rettungsdiensten aus der Region im Einsatz. Vorbildlich war laut Polizei "das Verhalten vieler Passanten, die sich der Verletzten bis zum Eintreffen der Rettungsdienste bereits angenommen hatten und Erste Hilfe leisteten". Die Ermittlungen am Tatort seien vorerst abgeschlossen, hieß es, die Fußgängerzone sei geräumt und wieder freigegeben.

Ein eigens eingerichtetes Hinweistelefon sei mittlerweile wieder abgeschaltet worden, Zeugen könnten sich aber unter einer anderen Nummer bei der Polizei melden. Zudem bat die Polizei, Fotos und Videos nicht in den sozialen Medien zu teilen, sondern auf einem dafür eingerichteten Hinweisportal hochzuladen.

Schwerer Schlag

Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) sprach am Dienstag vom schwärzesten Tag der Stadt in der Nachkriegsgeschichte. Bereits am Abend wurde im Trierer Dom für die Opfer und ihre Angehörigen gebetet, am Mittwoch sollte eine Gedenkkundgebung stattfinden. (red, APA, 2.12.2020)