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AWS wäre auch unabhängig ein riesiger Konzern.

Foto: Ivan Alvarado / REUTERS

AWS, die Tochter für Cloud-Computing des Onlineriesen Amazon, verändert ihre Geschäftsstrategie: Statt reiner Online-Dienste wird in Zukunft nicht nur zusätzlich Hardware an die Kunden verkauft, sondern auch Software, die diese in ihren eigenen Rechenzentren betreiben können. Das kündigte AWS-Chef Andy Jassy am Dienstag (Ortszeit) auf der Hausmesse re:invent an, die dieses Jahr erstmals ausschließlich online stattfindet.

Dazu wird AWS zwei Offline-Dienste einführen ("ECS Anywhere" und "EKS Anywhere"). Mit den neuen Services lassen sich nun Anwendungen für Cloud und Rechenzentrum gleichzeitig verwalten und betreiben. "AWS wird immer mehr zu einem klassischen IT-Anbieter wie IBM, Oracle oder HP-Enterprise", fasst Analyst Holger Müller von Constellation die Entwicklung zusammen.

Hybrid

Damit räumt AWS-Chef Jassy auch ein, dass IBM, Google und Microsoft Recht hatten, als sie ihre Entwicklungen frühzeitig auf eine neue "Multicloud" und "Hybridcloud"-Welt ausgerichtet haben. Hier verteilt ein Kunde seine gesamte IT auf die Dienste vieler Cloudanbieter, statt nur einen zu beauftragen. Jassy war diesen Weg nur zögerlich gegangen. AWS wollte seine Kunden gerne allein haben.

Da aber vor allem IBM mit dem Konzept erfolgreich war, musste AWS handeln. Die Corona-Pandemie hat nicht nur insgesamt die Abwanderung von Unternehmen und Institutionen weltweit in die Cloud beschleunigt, sondern zugleich in die Multi- und Hybridcloud-Welt. In diesen Markt will Jassy jetzt mit Macht vorstoßen.

Führende Rolle

Auch wenn AWS mit 45 Prozent Marktanteil mit Abstand Cloud-Weltmarktführer ist, waren die Wachstumsraten von zuletzt 29 Prozent auf 11,6 Mrd. Dollar (etwa 9,7 Mrd. Euro) im dritten Quartal eher ernüchternd. Das war, trotz Corona-Boom, das geringste Wachstum seit 2015. Die Verfolger können aufholen, Microsoft, die Nummer zwei, wuchs im selben Quartal um 45 Prozent, wenn auch auf geringerer Basis. Amazon-Chef Jeff Bezos zählt auf die Gewinne von AWS. Jassy liefert über 50 Prozent des operativen Ergebnisses des Amazon-Konzerns. Er finanziert die ehrgeizigen Wachstumspläne von Bezos. (APA, 2.12.2020)