Bild nicht mehr verfügbar.

Stephanie Frappart lieferte eine tadellose Leistung ab.

Foto: Reuters/Pinca

Turin – Die Augen der Fußballwelt waren auf Stephanie Frappart gerichtet – und doch blieb sie nahezu unsichtbar. Anders als bei einem Spieler bedeutet dieses Attribut bei einer Schiedsrichterin aber das größtmögliche Lob. Unaufgeregt, durchsetzungsstark und dazu noch fehlerfrei: Die Französin meisterte die historische Premiere einer Frau in der Champions League der Männer mit Bravour.

Mit Cristiano Ronaldo und Co hatte sie beim 3:0 von Juventus Turin gegen Dynamo Kiew keinerlei Probleme – die Lobeshymnen folgten fast zwangsläufig. "Wurde auch Zeit", twitterte Manchester-City-Spieler Ilkay Gündogan: "Große Leistung und Inspiration für andere. Hoffentlich wird dies sehr bald regelmäßig geschehen." Auch Juve-Fußballchef Fabio Paratici schwärmte davon, dass eine weitere Hürde "großartig" genommen wurde.

Die seit eineinhalb Jahren in der Ligue 1 pfeifende Nordfranzösin zückte lediglich drei Gelbe Karten, bei drei Schlüsselszenen lag sie ohne Hilfe des Videoassistenten richtig. Bei den möglichen Elfmeterpfiffen auf jeder Seite (29. und 35.) zog sie ihre großzügige Linie konsequent durch, die etwas umstrittene Anerkennung des Treffers von Ronaldo (57.) zum 2:0 war korrekt.

Auch wenn sich die kniffligen Aufgaben sonst in Grenzen hielten, waren die italienischen Zeitungen von ihrem "makellosen Debüt" ("Gazzetta dello Sport") begeistert. Sie brauche sich "nicht autoritär zu zeigen, um zu beweisen, wer das letzte Wort hat", und fürchte "keine Konfrontation", urteilte "La Stampa". "Debüt ohne Schatten" titelte "Corriere dello Sport". "Frappart perfekt", überschrieb die französische Sportzeitung "L'Equipe"

"Der Fußball ist derselbe"

Die 36-Jährige aus Herblay-sur-Seine hatte im vergangenen Jahr bereits die Uefa-Supercup-Partie zwischen Liverpool und Chelsea gepfiffen. In der Europa League war sie zuletzt am 22. Oktober bei der Partie Leicester City gegen Sorja Luhansk aus der Ukraine im Einsatz.

Frappart nimmt große Aufgaben ohnehin gelassen. Für sie sei "jedes Spiel dasselbe", egal wie groß es ist: "Der Fußball ist derselbe, die Regeln sind dieselben". (sid, APA; 3.12.2020)