Genf – Archäologen der Universität Genf haben die mittelalterlichen Handelswege anhand von Glasperlen in Afrika entschlüsselt. Dabei zeigte sich, dass der Kontinent damals in ein weit verzweigtes globales Handelsnetzwerk eingebunden war, wie die Forscher im Fachmagazin "Plos One" berichten.

16 Glasperlen aus Afrika

Über das afrikanische Mittelalter und die damaligen Handelsrouten weiß man nur wenig, denn die Dokumentation ist äußert dünn. Um mehr Licht auf diese Zeit zu werfen, hat nun ein Team um die Genfer Archäologin Anne Mayor insgesamt 16 Glasperlen aus Mali und dem Senegal – weit abseits der damaligen wirtschaftlichen Zentren – aus der Zeit zwischen dem 7. und 13. Jahrhundert untersucht.

Die untersuchten Glasperlen, hier jene aus Sadia und Dourou-Boro in Mali, stammten ursprünglich aus Ägypten, dem östlichen Mittelmeerraum und dem Nahen Osten.
Foto: Anne Mayor et al.

In einem ersten Schritt analysierten die Forscher die chemische Zusammensetzung der Perlen und wie diese gefertigt wurden. Um die Herkunft der Schmuckstücke zu bestimmen, haben sie diese Informationen mit historischen Quellen und Daten aus archäologischen Ausgrabungen verbunden. Das Resultat: Der Ursprung der Perlen lag in Ägypten, dem östlichen Mittelmeerraum und dem Nahen Osten.

Auf verschlungenen Pfaden

Interessant sei, dass keine der analysierten Perlen aus Afrika selbst stammte. Dies, obwohl in Nigeria zu dieser Zeit Rohstoffe gesammelt wurden, die später für die Glasperlenproduktion verwendet wurden, so die Forschenden.

Die Vorstellung des Westens, dass Afrika jenseits der Sahara im Mittelalter vom Rest der Welt abgetrennt war, sei eindeutig nicht richtig, sagte Mayor. Vielmehr waren die Menschen in ein globales Handelsnetz eingebunden, das Afrika, Europa und Asien miteinander verband. Der lokale Handel habe die Waren dann aus weit entfernten Gebieten ins afrikanische Hinterland gebracht. (APA, 12.12.2020)