Seit Juli 2020 ist Mori Calliope auf Youtube online und hat bis Dezember 2020 751.000 Abonennten und 33 Millionen Aufrufe gesammelt.

Foto: Hololive

"Atlus, bitte, lass mich Persona 3 spielen. Ich bitte euch, lasst mich euer Spiel spielen." Fast 90 Minuten lang bittet, schluchzt und singt die virtuelle Youtuberin (V-Tuberin) Mori Calliope ins Mikrofon. Ihr Wunsch ist, das 14 Jahre alte Spiel streamen zu dürfen. Das Internet zeigt sich von dem ungewöhnlichen Video angesprochen und lässt es auf Twitter sogar in den Trends aufscheinen.

Mori Calliope Ch. hololive-EN

Verstörend eintönig

Für den weniger japanophilen Menschen beziehungsweise Leute, die nicht wussten, dass auch virtuelle Figuren bereits erfolgreiche Youtube-Channels betreiben, ist das Video recht eintönig. Immer und immer wieder werden dieselben Sätze wiederholt. Dennoch erreicht der Stream zu seinem Höhepunkt über 250.000 Zuschauer und wird auf Twitter fleißig geteilt.

Atlus, Hersteller und Rechteinhaber der Spielereihe Persona, wusste laut einer Anfrage des Magazins Polygon nichts von dem Wunsch der Streamerin, bis er die vielen Twitter-Nachrichten mit dem Hashtag seines Spiels sah. Man werde sich der Sache annehmen, so ein Sprecher von Atlus gegenüber Polygon.

Rechtlich muss ein Streamer in Japan tatsächlich den Hersteller um Erlaubnis fragen, bevor er dessen Inhalte live übertragen darf. In Europa und den USA sieht man Youtuber vielmehr als sinnvolle Ergänzung der eigenen Marketingkampagne. Rechtsstreitigkeiten sind eher die Ausnahme.

Die Community der virtuellen Youtuberin unterstützt die Sache seit dem Stream in jedem Fall und stellt unter dem Hashtag #CallioP3 laufend Artworks, Screenshots und Ähnliches online, um Atlus zusätzlich zu überzeugen.

Die Macher dahinter

Mori Calliope, die sonst Minecraft spielt oder Songs promotet, ist nicht der einzige virtuelle Star. Auf ihrem Channel verlinkt sie etwa auf Gawr Gura, die mit 1,54 Millionen Abonnenten die aktuell erfolgreichste V-Youtuberin im englischsprachigen Raum ist. Hinter den Streamern steht die Talente-Agentur Hololive aus Japan, die 2019 gegründet wurde. Besitzer der Agentur ist die Firma Cover Corp., deren Gründer Motoaki Tanigo aus der Virtual- und Augmented-Reality-Software-Entwicklung kommt.

Die Website von Hololive bietet Überschriften auf Englisch, die Erklärtexte werden aber ausschließlich auf Japanisch angeboten.
Foto: Hololive

2017 startete man mit der ersten V-Tuberin, Tokino Sora, damals noch unter dem Firmennamen Cover Corp. Daraufhin wurden immer wieder Castings durchgeführt, um junge Frauen zu finden, die den virtuellen Figuren eine Stimme verleihen. Genau wie reale Youtuber Events besuchen, organisierte Hololive 2019 und 2020 Auftritte auf Online-Events, bei denen die Stars gemeinsam vor ihren Fans auftreten und für diese zum Beispiel Lieder performen. Lohnend scheint der Job zu sein. So wurde der Verdienst der japanischen V-Tuberin Kiryu Coco bereits Mitte des Jahres auf rund 6,7 Millionen Euro geschätzt.

Ganz frei von Krisen ist aber auch diese Szene nicht. Am 27. September erklärte Hololive in einer Pressemitteilung, dass man sich aufgrund unpassender Kommentare im Stream mit sofortiger Wirkung von Kiryu Coco trennt. Alternativen gibt es genug. Wikipedia listet aktuell rund 60 V-Tuberinnen im Hololive-Universum auf. (aam, 4.12.2020)