Gertrud Issakides, 55, (Ladeninhaberin) und Alexandra Issakides, 65
Gertrud: Eigentlich ist Stricken ja eine Beschäftigung für den Winter, im Sommer ist man normalerweise im Garten oder in der Natur. Aber in diesem Jahr habe ich fast durchgängig gestrickt. Es ist eine emotional anstrengende Zeit, das Stricken hilft mir dabei, mich zu entspannen. Außerdem ist Stricken auch Mathematik, man muss rechnen und zählen, um bestimmte Modelle nach Vorgabe fertigzustellen. Es hält also auch das Hirn fit. Ich habe während des Lockdowns mehrere Stunden am Tag gestrickt. Normalerweise stricke ich ja für mein Geschäft. Ich besitze ein Wollgeschäft im 1. Bezirk, meist stricke ich also, weil die Kunden dann an einem fertigen Stück sehen können, wie die Wolle wirkt. Aber jetzt, wo der Laden geschlossen bleiben musste, habe ich vor allem Bestellungen von meinen Söhnen und meiner Tochter angenommen.
Alexandra: Ich lebe eigentlich in Frankreich, aber die letzten fünf Wochen war ich in Wien bei meiner Schwägerin, weil mir die Wolle ausgegangen ist (lacht). Nein, im Ernst: Es war schön, den Lockdown mit Gertrud zu verstricken, ich habe fünf Pullover und mehrere Paar Socken produziert. Ich mag das: Man sitzt nebeneinander, plaudert oder schweigt konzentriert. Es ist sehr gemütlich, vor allem, weil die Gedanken dabei frei fließen können, man hat Zeit, nachzudenken – und kommt auf neue Ideen. Und am Ende hat man dann noch etwas Selbstgemachtes, das man verschenken kann.