Er vertraute sich ihr an, sie blieb loyal, aber nicht mehr: Tony Soprano und seine Therapeutin.

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Tony Soprano war nichts ohne Dr. Melfi

Er kam wegen Panikattacken, in der zweiten Sitzung flennte er wie ein Kleinkind. Dr. Melfi tat, was jede Therapeutin in den USA tun würde: Sie hörte zu, urteilte nicht und verschrieb Prozac. Das Wichtigste aber: Sie erlaubte keine Grenzüberschreitung. Die Beste.

Was wir mitnehmen: Abstand halten ist nicht nur in der Gondel wichtig.

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Wer Dr. Clark überlebte, hatte nichts zu befürchten

Am gefürchtetsten war das Lachband. "Manchmal, wenn ein Kunde etwas so Naives sagt, reicht mein eigenes Lachen nicht aus", erklärte Dr. Tracey Clark und drückte auf Play. Bei Ally McBeal hatte sie viel zum Spotten. Und das tat sie auch.

Was wir mitnehmen: Nur die Harten kommen durch.

SarahHall

Freund und Helfer in allen Lebenslagen

Die Beziehung zwischen Therapeut und Klient ist komplex, davon konnten wir uns bei Paul Weston und In Treatment überzeugen. Wöchentlich schütteten die Besucher ihr Herz aus, es gab Dramen, selten ein Happy End. Die HBO-Serie wurde für ihre Realitätsnähe gelobt. Das Konzept folgte dem israelischen Vorbild BeTipul und findet in Kürze gleich zwei Fortsetzungen: Bei Arte mit In Therapie sowie in neuen Folgen von In Treatment. Um arme Seelen kümmert sich demnächst Uzo Aduba. Treppenwitz: Sie war die vordergründig verrückte Crazy Eyes in Orange Is The New Black.

Was wir mitnehmen: Auf dem Weg zur Heilung warten tiefe Täler.

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Ein schlechter Therapeut ist einer, der twittert

Tony Johnson hatte so viel Pech im Leben, dass er nicht mehr will, weswegen er einen Psychiater aufsucht und diesem sein Leid erzählt. Und was macht der? Er twittert, weil ihm langweilig ist. In After Life erleichtert vor allem die Erkenntnis, dass man den Fehler nicht immer bei sich selbst suchen muss.

Was wir mitnehmen: Auch unter Therapeuten gibt es hoffnungslose Fälle.

Netflix

Psychoonkel und Geheimnisverräter

Stellen Sie sich vor, Sie gehen zu Ihrem Therapeuten, erzählen von intimsten Geheimnissen, geheimsten Wünschen. Danach fühlen Sie sich erleichtert, sogar stolz. Sie kommen nach Hause und sagen Ihrem Mann, die Therapie tue Ihnen gut. Er nickt. Schweigt. Kann er auch, weil er schon alles weiß, was Sie Trutscherl ausplauderten. Kaum dass Sie die Tür der Praxis hinter sich zumachten, rief der nette Psychoonkel den Gatten an und berichtete alles brühwarm. Siehe Betty und Don Draper in Mad Men.

Was wir mitnehmen: Manchmal möchte man schreien. Tun Sie’s.

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Es gibt Menschen, denen kann man nicht helfen

Dr. Amanda Reisman wusste, was schiefläuft zwischen Celeste und Perry Wright in Big Little Lies. Er verprügelte und vergewaltigte seine Frau. Wieder und immer wieder. Sie schwieg aus Scham und wegen der Kinder. "In der Freiheit liegt die Angst vor der Ohnmacht." (Goethe)

Was wir mitnehmen: Reden wir darüber, egal wie weh es tut.

Entertainment Access

(Doris Priesching, 5.12.2020)

Schon gehört?