Tiefe Spuren hinterlässt der Lockdown infolge der Corona-Pandemie-Bekämpfung heuer in der Nächtigungsstatistik.

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Der erste und der zweite Lockdown hinterlassen tiefe Spuren – nicht im Schnee, sondern in der Nächtigungsstatistik. Auch wenn der Einbruch während der aktuellen Sperrphase geringfügig schwächer ausfallen dürfte als während des ersten Lockdowns, lässt sich schon jetzt sagen, dass ein so heftiger Knick in der Nächtigungskurve einzigartig ist in der langen Geschichte des österreichischen Tourismus.

In einer soeben publizierten Studie hat die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) die Dramatik der Situation mit Zahlen unterlegt und eine Prognose nachgeschoben. Wöchentliche Zahlungskartenumsätze zeigten aktuell einen Rückgang von beinahe 90 Prozent an inländischen und von mehr als 95 Prozent an ausländischen Touristen. Aufgrund des faktischen Tourismusverbots bis in den Jänner hinein rechnet die Notenbank im Dezember mit einem Einbruch der Nächtigungen in Beherbergungsbetrieben von insgesamt rund 95 Prozent.

Umsatzstärkste Zeit in Normaljahren

Die Wintervorsaison bis Weihnachten zählt zwar zu den unterdurchschnittlichen Umsatzwochen, die Weihnachtswoche ist jedoch traditionell der Auftakt für die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Wegen des faktischen Tourismusverbots, das die Regierung Mitte der Woche zur Dämpfung der Infektionszahlen bis in den Jänner hinein verlängert hat, drückt dies auch stark auf die Gesamtjahresbilanz.

"Für 2020 bedeutet der Ausfall der Wintervorsaison inklusive der Weihnachtswoche, dass gegenüber dem Vorjahr mit einem Nächtigungsminus im Ausmaß von 36 Prozent zu rechnen ist", schreiben die Studienautoren. Mit 152,7 Millionen Nächtigungen (plus 1,9 Prozent) wurde im Kalenderjahr 2019 erstmals die 150-Millionen-Marke geknackt. Mit 112,7 Millionen Übernachtungen (plus 2,1 Prozent) konnte die Statistik Austria im Vorjahr bei ausländischen Gästen einen Höchstwert ausweisen; auch die Übernachtungen inländischer Gäste legte zu – um 1,4 Prozent auf 39,9 Millionen.

Davon sind wir jetzt meilenweit entfernt. Minus 36 Prozent heißt, dass heuer bei der Endabrechnung insgesamt fast 55 Millionen Nächtigungen auf 2019 fehlen werden – statt 152,7 nur knapp 98 Millionen.

Viel Nebel, wenig Klarheit

Der weitere Verlauf der Wintersaison ist darüber hinaus ebenfalls mit sehr hoher Unsicherheit behaftet. Laut OeNB sind die sieben umsatzstärksten Wochen des heimischen Tourismus im Vorjahr in den Zeitraum Anfang Jänner bis Mitte März gefallen. Die touristischen Möglichkeiten, die sich Anfang 2021 bieten, dürften somit das Gesamtergebnis des Tourismusjahres 2021 wesentlich mitbestimmen. Was das Winterhalbjahr 2020/21 betrifft, das von November bis April geht, sehen Touristiker ebenfalls schwarz. Die Tourismusberatung Prodinger rechnet, wie DER STANDARD berichtet hat, in einem Worst-Case-Szenario mit dem Wegfall von fast jeder zweiten Nächtigung. Das werde durch die jüngste Verlängerung des Lockdowns immer realistischer.

Neben Hotels sind auch Ferienwohnungen, Appartements, Pensionen und alle über Plattformen wie Airbnb vermittelten Unterkünfte für touristische Zwecke bis Dreikönig (6. Jänner) tabu. Bei Zuwiderhandeln kann ein Mieter mit bis zu 1450 Euro, der Vermieter mit bis zu 30.000 Euro bestraft werden.

Zweitwohnbesitzer

Anders sieht es bei Zweitwohnsitzen aus. Die dürfen aufgesucht werden. Komplizierter ist es etwa für Gäste aus Bayern. Fahren sie zu ihrem Zweitwohnsitz nach Kitzbühel, blüht ihnen Quarantäne. (Günther Strobl, 5.12.2020)