Der Ermordung von Jan Kuciak und seiner Lebensgefährtin hatte 2018 Massendemonstrationen gegen Korruption ausgelöst.

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Bratislava – Ein slowakisches Gericht hat am Freitag eine Frau zu 21 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie vor zehn Jahren den Mord an einem Lokalpolitiker eingefädelt haben soll. Die gleiche Rolle soll sie auch beim Mord am Investigativjournalisten Jan Kuciak im Februar 2018 für einen anderen Auftraggeber gespielt haben.

In beiden voneinander unabhängigen Prozessen wurde die Frau vom selben Kronzeugen belastet. Nach dessen Aussage soll die Angeklagte jeweils gegen Geld die Morde so organisiert haben, dass die Auftraggeber im Hintergrund bleiben konnten.

Der Journalistenmord von 2018 hatte Massendemonstrationen gegen Korruption ausgelöst, die zum Sturz der damaligen slowakischen Regierung führten. Das zuständige Gericht sprach jedoch sowohl die nun Verurteilte als auch den als Auftraggeber angeklagten Millionär Marian Kocner im September aus Mangel an Beweisen frei. Anders entschied nun das für den Fall des Mordes am Ex-Bürgermeister der südwestslowakischen Stadt Hurbanovo im Jahr 2010 zuständige Gericht. Es befand nicht nur die Frau für schuldig, sondern auch den vermutlichen Auftraggeber, in diesem Fall einen Unternehmer.

Berufungsverfahren

Rechtskräftig ist bisher aber keines der beiden Urteile. Während am Freitag die Verteidiger Berufung gegen das Urteil einlegten, machte dies im Journalistenmord-Prozess die Staatsanwaltschaft gegen den Freispruch. Das Berufungsverfahren gegen den Unternehmer und die Angeklagte im Journalistenmord-Prozess ist für 15. und 16. Dezember angesetzt. Anders als diese beiden ist der Todesschütze Miroslav M. bereits rechtskräftig zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte bereits im Jänner gestanden, Kuciak und dessen Verlobte Martina Kusnirova erschossen zu haben. Auch der Kronzeuge ist bereits rechtskräftig verurteilt – und zwar zu 15 Jahren Gefängnis. (APA, 4.12.2020)