Nach den intensiven Schneefällen in Osttirol und Kärnten folgen nun Überschwemmungen, Murenabgänge und Hochwasser.

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Im Kärntner Lesachtal konnte in der Nacht auf Montag eine Straße für Einsatzfahrzeuge freigeräumt werden.

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Im Osttiroler Ort Nussdorf-Debant kam es zu einer Schneelawine.

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Erdrutsch auf der Ossiacher Tauernstraße, aufgenommen am Sonntag.

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Die Wetterprognose.

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Die schweren Schneefälle im Süden und Westen Österreichs haben sich am Montag etwas beruhigt. In Osttirol gilt nicht mehr die höchste Lawinenwarnstufe 5, sondern 4 ("hoch"). Am Dienstag soll die Gefahr weiter leicht sinken, heißt es im Lawinenbericht. In Kärnten bleibt die Warnstufe auf 4, in Nordtirol herrscht verbreitet Warnstufe 3 ("erhebliche Gefahr").

Zahlreiche Straßen und Bahnübergänge bleiben wegen Überschwemmungen, Muren- und Lawinenabgängen gesperrt. In Kärnten waren Montagfrüh noch 3.000 Haushalte ohne Strom. Auch in Tirol hatten am Sonntag bis zu 3.500 Haushalte keinen Strom. Das Wetter richtete schwere Schäden an, deshalb könnte der Stromausfall noch länger anhalten.

Weitere Lawine in Osttirol

Osttirol wurde besonders schwer von den Schneemassen getroffen. Am Sonntag beschädigte eine Nassschneelawine in Hopfgarten im Defereggen drei Häuser. Die Lawine war in der Fraktion Außerhopfgarten im Bereich des Staudenbachs abgegangen und floss mitsamt Schlamm in Richtung des bewohnten Gebiets, berichtete die Polizei. Schnee und Schlamm drangen in die Keller und Erdgeschoße der Häuser ein und beschädigten diese schwer.

Ein Auto wurde ebenfalls mitgerissen, verletzt wurde niemand. Das Schadensausmaß stand vorerst nicht fest. Die Bewohner der betroffenen Häuser konnten in den oberen Stockwerken bleiben, es waren keine Evakuierungen notwendig, teilte die Exekutive mit. Erst am Samstagabend hatte eine Lawine vier Häuser in Prägraten beschädigt.

Einige Kärntner Schulen geschlossen

Das Lesachtal in Kärnten war zeitweise komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Mittlerweile sei aber wieder eine Straße für Einsatzfahrzeuge freigeräumt, berichtete der ORF. Am Montag blieben einige Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen in Oberkärnten wegen der Lawinengefahr geschlossen. "Sicherheit geht vor", sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Allerdings ist für Kinder, die dennoch kommen, Betreuung in Schulen und Kindergärten gewährleistet, hieß es in einer Aussendung am Sonntagnachmittag.

Der ORF berichtet aus dem Kärntner Gailtal.
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In Kärnten gab es seit Sonntagfrüh mehr als 300 Feuerwehreinsätze, mehr als 2.000 Feuerwehrleute standen im Einsatz. In Unterkärnten sorgte vor allem Regen für Einsätze, im im Westen Kärntens der Schneefall. Im Gemeindegebiet von Flattach (Bezirk Spittal an der Drau) gingen mehrere Nassschneelawinen und Muren ab, acht Häuser musste evakuiert werden. Eine Lawine ging auch in Heiligenblut ab, sie beschädigte ein unbewohntes Ferienhaus. Gesperrt waren Montagfrüh neben Bergstraßen auch einige Hauptverkehrsverbindungen. So waren die Großglocknerstraße (B107) und die Mölltalstraße (B106) an mehreren Stellen wegen Lawinengefahr und Schneebruchs nicht befahrbar.

Brennerstrecke unterbrochen

Auch Südtirol war von den Schneemassen betroffen: Die Brennerbahnlinie konnte noch nicht freigegeben werden, bis zum Dienstag sollte sie laut ÖBB in Südtirol gesperrt bleiben. Wo immer es die Wetterlage zuließ, wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

So etwa auf der Strecke von Steinach Richtung Brenner nach St. Jodok und für den Personenfernverkehr über den Brenner (Eurocitys) zwischen Innsbruck und Bozen. Weil die Busse Richtung Norden großräumig über den Reschenpass ausweichen müssen, können planmäßige Zughalte zwischen Innsbruck und Bozen teilweise nicht bedient werden. Der Schienenersatzverkehr bleibe aufrecht, solange es die Straßenverhältnisse zulassen und die Straßen nicht gesperrt werden. Gries am Brenner und der Bahnhof Brenner seien jedoch auch über die Straße nicht erreichbar. Die Brennerautobahn bei Sterzing wurde Montagfrüh wieder für den Verkehr freigegeben.

In Osttirol musste der für die unterbrochene Drautalbahn eingerichtete Schienenersatzverkehr zwischen Lienz und Innichen aufgrund der Witterung wieder eingestellt werden und kann auch am Montag nicht wieder aufgenommen werden, informierte die Bahn. In Ost- und Nordtirol führten Hubschrauber Erkundungsflüge für Lawinenkommissionen durch.

Weiteres Italien-Tief erwartet

Die ÖBB empfahl, Reisen in oder durch die besonders betroffenen Gebiete zu verschieben oder sich unmittelbar vor Fahrtantritt nochmals über den Stand der gewünschten Verbindung online unter oebb.at oder 05-1717 zu informieren.

Für die weitere Entwicklung gab es noch Unsicherheiten, sagte der Meteorologe Gerhard Hohenwarter von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: "Mitte der Woche entwickelt sich wahrscheinlich ein weiteres Italien-Tief, und es schneit und regnet erneut, wenn auch nicht so stark wie an diesem Wochenende. Allerdings wird die Zugbahn dieses Tiefs von den Vorhersagemodellen noch sehr unterschiedlich berechnet, und damit auch die Auswirkungen auf Österreich." (red, APA, 7.12.2020)