Pornhub steht schon länger aufgrund seines Umgangs mit Inhalten in der Kritik. Die Plattform erlaubt, ähnlich wie Youtube, dass Nutzer Videos ohne weiteren Verifikationsprozess hochladen.

Foto: pornhub

Die Kolumne eines "New York Times"-Journalisten könnte für die weltgrößte Pornografieplattform Pornhub Konsequenzen haben – der Zahlungsdienstleister Mastercard kündigt an, die Vorwürfe zu untersuchen, das Portal würde missbräuchliche Inhalte erlauben. Die Zeitung hat Pornhub vorgeworfen, mit Videos Geld zu verdienen, die unter anderem den Missbrauch von Kindern zeigen.

Eine Suche auf der Plattform nach Inhalten, die Minderjährige zeigen, würde hunderttausende Ergebnisse liefern. Zwar zeige der größte Teil davon keinen Kindesmissbrauch, viele aber schon – denn es sei unmöglich, festzustellen, ob die gezeigte Person zwischen 14 oder 18 Jahren alt ist. Demnach könne Pornhub gar nicht selbst wissen, ob ein Inhalt legal ist oder nicht. Mastercard verlautbarte, "unverzüglich" Maßnahmen zu ergreifen, falls sich die Vorwürfe bewahrheiten sollten.

Ohne Verifikationsprozess

Pornhub ist eine Video-Sharing-Plattform, bei der Nutzer, ähnlich wie bei Youtube, ihre eigenen Videos hochladen können. Im Jahr sind das 6,8 Millionen, die ohne Verifikationsprozess zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich ist es möglich, Inhalte herunterzuladen, wodurch entfernte Videos von Missbrauch leichter von Usern gespeichert und im Netz weiterverbreitet werden könnten.

Beiträge werden nach einer Prüfung entfernt, wenn ausreichend Meldungen eingegangen sind – das geschieht allerdings häufig erst, wenn sie bereits tausendfach angesehen wurden. Die "New York Times" kritisiert in ihrer Kolumne, dass die Plattform problematische Videos, beispielsweise von heimlichem Missbrauch oder von Minderjährigen, aktiv ermögliche, indem sie derartige Suchergebnisse erlaubt und sogar als eigene Kategorien anbietet.

Zudem kritisiert die Zeitung den kanadischen Premierminister Justin Trudeau, da er sich als Feminist bezeichne und stolz darauf sei, dass sein Land Frauen stärke, Kanada aber gleichzeitig ein Unternehmen beherberge, das Vergewaltigungsvideos in die Welt setze. Trudeau entgegnete, dass die Regierung mit der Polizei daran arbeite, die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs zu untersuchen. Im kanadischen Parlament wurde vor kurzem bereits gefordert, gegen das Unternehmen vorzugehen.

Zerschlagung gefordert

Pornhub ist heuer bereits mehrfach in Kritik geraten, auch aufgrund von Inhalten, die die Vergewaltigung von Frauen zeigen. Die Initiative Traffickinghub, die mit einer Petition über eine Millionen Unterschriften sammelte, fordert die Zerschlagung der Plattform, da sie von Missbrauch profitiere und diesen aktiv ermögliche. Als Beispiel nennt sie etwa den Fall einer 14-Jährigen, die entführt und vergewaltigt wurde.

Das Kind wurde gefunden, weil 58 Videos seiner Vergewaltigung auf Pornhub zu sehen waren, eines davon mit hunderttausenden Zugriffen. Weiters seien Pornostudios wie "Girls Do Porn" und "Czech Casting", denen Sexhandel vorgeworfen wird, lange Zeit populäre Partnerkanäle bei Pornhub gewesen. "Girls Do Porn" wurde zu 13 Millionen Dollar Schmerzensgeld an insgesamt 22 Frauen verurteilt, da es Frauen mittels falscher Werbebotschaften dazu anlockte, Videos zu erstellen, die gegen ihren Willen im Netz verbreitet wurden. (muz, 7.12.2020)