Eine Aufnahme nach der Verwüstung der Gedenkstätte. Das Foto wurde ursprünglich von Beate Meinl-Reisinger (Neos) auf Twitter geteilt.

Foto: APA/Neos

Wien – Nach dem islamistischen Terroranschlag am 2. November in der Wiener Innenstadt fanden zahlreiche Gedenkveranstaltungen an den einzelnen Tatorten statt. Aber auch unzählige Einzelpersonen kamen seither immer wieder an die Orte zurück, an denen Menschen vom Attentäter getötet wurden. An vielen Stellen sammelten sich seither viele Kerzen, Blumen und Kränze zum Gedenken an die Opfer an.

Die Stadt Wien dürfte sich unterdessen mit konkreten Plänen befassen, wie eine offizielle Gedenkstätte künftig aussehen könnte. Diesbezüglich gebe es eine Initiative, die man begrüße, heißt es seitens der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien zum STANDARD.

Im Büro des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig (SPÖ) verweist man darauf, dass es diesbezüglich "Gespräche gibt". Entscheidungen sollen in den kommenden Tagen verkündet werden.

Die IKG schlägt vor, dass die Pläne für die Stätte jedenfalls mit den Hinterbliebenen akkordiert werden. Im Zentrum der Erinnerung sollten jene vier Menschen stehen, die vom Attentäter getötet wurden, heißt es.

Zerstörung von Kerzen

Vergangenes Wochenende kam es unterdessen zur Zerstörung einer jener provisorischen Gedenkstätten, die sich an einem der Tatorte befinden. Eine Frau soll Kerzen in der Seitenstettengasse – dort befindet sich auch der Stadttempel – verwüstet haben, indem sie die Kerzen mit Füßen umtrat. Entsprechende Videos des Vorfalls wurden von mehreren Medien veröffentlicht.

Die Frau wurde mittlerweile ausgeforscht. Ein Mitarbeiter des Wiener Flughafens, wo sich die Frau aufhielt, erkannte sie, wie ein Sprecher dem STANDARD bestätigt. Die Frau sei jedoch nicht seitens des Mitarbeiters "angehalten" worden, wie etwa die "Kronen Zeitung" berichtet. Er habe aber die Polizei informiert.

Kurze Zeit später bemerkten Polizisten des Stadtpolizeikommandos Schwechat die Frau in der Ankunftshalle des Flughafens.

Die Frau wurde vom Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) mittlerweile auch zu dem Vorfall befragt, heißt es seitens der Wiener Polizei zum STANDARD. Man wisse mittlerweile, wer sie sei. Es handle sich um eine 56-Jährige, die unter einer psychischen Beeinträchtigung leiden dürfte. Sie habe im Zuge der Befragung wirre Angaben gemacht, habe aber bestätigt, Kerzen und Laub weggetreten zu haben.

An Staatsanwaltschaft übermittelt

Die Frau sei aber nicht gemäß der Strafprozessordnung einvernommen worden, betont die Wiener Polizei – und dementiert damit anderslautende Berichte. Aber es wurde eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Diese wird nun prüfen, ob eine strafbare Handlung vorliegt. Dem Vernehmen nach dürfte dies aber eher nicht der Fall sein.

Davon unabhängig wurde ein Verwaltungsstrafverfahren wegen Verdachts der Störung der öffentlichen Ordnung eingeleitet. (Vanessa Gaigg, 7.12.2020)