Durch ausländische Onlinhändler entgeht der österreichischen Finanz ein ordentlicher Brocken Steuereinnahmen.

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Wien – Dem heimischen Fiskus entgehen heuer bis zu 680 Millionen Euro an Mehrwertsteuer-Einnahmen durch ausländische Onlinehändler wie Amazon & Co, errechnete der Linzer Ökonom Friedrich Schneider, wissenschaftlicher Leiter der Initiative Wirtschaftsstandort OÖ (IWS). "Sehr viel Geld, das gerade in Zeiten wie diesen – mit milliardenschweren Finanzhilfen – dem Staatshaushalt dringend fehlt", so Schneider.

Mehrwertsteuerlücke in allen EU-Ländern

"Die Ursachen hierfür sind vielfältig – beispielsweise die mit 1.1.2021 endlich abgeschaffte Steuerbefreiung von Kleinsendungen unter 22 Euro, falsche Warenwert-Deklaration oder die Nichterfassung auf einer staatlichen Plattform", so Schneider. Auch in der Europäischen Union gebe es Bestrebungen, die in allen EU-Mitgliedsländern bestehende Mehrwertsteuerlücke, die sich aus den Schwierigkeiten bei der Einhebung und aus Mehrwertsteuerbetrug zusammensetzt, zu berechnen und durch finanzpolitische Maßnahmen zu verringern.

"Der Staat sollte zuerst alle Steuern einheben, die von den Paketempfängern bezahlt und ohnedies fällig sind, bevor wieder neue Steuern eingeführt werden", sagte IWS-Geschäftsführer Gottfried Kneifel. Die technische Umsetzung sei problemlos möglich: der Strichcode auf jedem Paket, per Scanner auf eine Plattform übertragen, könnte der Finanz tagfertig die offenen Mehrwertsteuer-Beträge der Konzerne liefern. (APA, 8.12.2020)