Lloyd Austin soll erster schwarzer Chef im Pentagon werden.

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Einer muss immer der Erste sein. Lloyd Austin, der am Dienstag als nächster Verteidigungsminister der USA kolportiert wurde, verfügt über reichlich Erfahrung darin. Als erster Afroamerikaner hatte der heute 67-Jährige das Kommando im Centcom inne, dem weltweit wichtigsten militärischen Stab der US-Armee. Davor diente er seinem Land als erster schwarzer Vizegeneralstabschef. Nun soll Austin, einmal mehr als erster Afroamerikaner, im Pentagon das zivile Kommando übernehmen. Und muss nach den Turbulenzen der Trump-Jahre wieder Ruhe in die Truppe bringen.

Alter Bekannter Bidens

Ganz unumstritten ist Austin, der aus dem wichtigen Südstaat Georgia stammt und Joe Biden noch aus dessen Jahren als Vizepräsident unter Barack Obama bestens kennt, jedoch nicht. Biden, so berichten US-Medien, habe seine liebe Mühe gehabt, bei dem so wichtigen Posten im Pentagon die Begehrlichkeiten innerhalb der Demokraten zu bedienen. Einerseits sei der Druck, einen Afroamerikaner ins Rennen zu schicken, zuletzt stetig gewachsen; andererseits stößt sich die Parteilinke an Austins Vorstandsposten beim Rüstungskonzern Raytheon Technologies, den er nach seinem Ausscheiden aus der Armee 2016 angenommen hatte.

Andere wiederum hätten lieber erstmals einer Frau das Kommando über die 1,3 Millionen Männer und Frauen starke Truppe gegeben. Lange galt die erfahrene Beamtin Michèle Flournoy als heißeste Anwärterin – doch Biden entschied sich anders.

Medienscheuer Rugbyfan

So steigt der medienscheue Viersternegeneral, der in jungen Jahren als G.I. in Deutschland stationiert war, 2011 den Abzug aus dem Irak befehligte und danach in Syrien den IS bekämpfte, auf das historische Podest. Bestens vernetzt, wird dem Absolventen der Elite-Militärakademie West Point zugetraut, das ramponierte Verhältnis zwischen Politik und Armee zu kitten.

Just dieses heikle Kräftespiel dürfte den Demokraten nun aber ernstere Sorgen bereiten als die Frage, wer nun zuerst welche gläserne Decke durchbricht. Von Rechts wegen muss ein Verteidigungsminister sieben Jahre lang aus dem Militärdienst ausgeschieden sein. Austin, seit 40 Jahren verheiratet und als Student ein ehrgeiziger Rugbyspieler, ist erst vier Jahre in Pension. Das letzte Wort hat der Kongress. Doch wäre der Sohn eines Postbeamten in dieser Hinsicht ausnahmsweise einmal nicht der Erste. Zuletzt hatte Donald Trump mit Jim Mattis einen frisch pensionierten General an die Spitze des Pentagons befördert. (Florian Niederndorfer, 8.12.2020)