Die Uno geht davon aus, bedingungslosen Zugang für humanitäre Hilfe zu haben, die äthiopische Regierung sah das nicht so und schoss.

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Mekelle (Tigray)/Addis Abeba – Ein Team der Vereinten Nationen ist in der Krisenregion Tigray in Äthiopien von Regierungstruppen beschossen worden. "Einige der UN-Mitarbeiter wurden festgenommen und einige wurden beschossen", räumte der äthiopische Regierungssprecher Redwan Hussein auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Addis Abeba am Dienstag ein. Die UN-Kräfte hätten demnach am Sonntag nahe dem Ort Shire zwei Kontrollpunkte durchbrochen und seien in Gebiete gefahren, die sie nicht betreten durften.

Der Sprecher sagte, das Team der Vereinten Nationen hätte sich "eine Art abenteuerliche Expedition gegönnt". Demnach kam es zu dem Vorfall, als das Team einen dritten Kontrollpunkt der Regierung durchbrechen wollte.

In der vergangenen Woche hatte die Uno mitgeteilt, sie habe mit der äthiopischen Regierung eine Übereinkunft erzielt, die "bedingungslosen Zugang für humanitäre Hilfe" garantiere. Der Regierungssprecher widersprach am Dienstag jedoch dieser Darstellung. "Es gibt keinen ungehinderten Zugang in jeden Winkel Äthiopiens", betonte er.

50.000 Flüchtlinge

Der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed hatte Anfang November Truppen in die abtrünnige Region Tigray im Norden des Landes entsandt. Ende November verkündete er die Einnahme der Regionalhauptstadt Mekele. Die bisher in Tigray regierenden Volksbefreiungsfront TPLF kündigte jedoch an, sie werde den Kampf fortsetzen.

Mehrere tausend Menschen sind nach Schätzungen der auf Konflikte spezialisierten International Crisis Group (ICG) bei den Kämpfen in Äthiopien bisher getötet worden. Fast 50.000 flüchteten demnach in den Sudan. Hunderttausende Menschen in Tigray sind auf Lebensmittelhilfe angewiesen. (APA, 8.12.2020)