Keanu Reeves mimt einen wichtigen Charakter im Spiel.

Foto: CD Projekt Red

Nach mehreren Verschiebungen erscheint am Donnerstag das langerwartete Rollenspiel Cyberpunk 2077. CD Projekt Red, die Entwickler der Witcher-Spielereihe, haben rund acht Jahre an dem Spiel gearbeitet.

Die internationale Presse huldigt dem Spiel nun in ersten Wertungen mit durchwegs positiven Stimmen, auch wenn man in den Testversionen noch mit etlichen technischen Problemen zu kämpfen hatte.

Im Text wird natürlich keine Story-Wendung verraten.

Cyberpunk 2077

Atmende Welt

Nachdem sich viele Open-World-Games damit rühmen, immer größere Welten zu schaffen, überrascht Cyberpunk 2077 mit einem verhältnismäßig kompakten Spielerlebnis. Dafür erfährt man den Schauplatz des Spiels, die Stadt Night City, umso intensiver. "IGN" beschreibt es mit folgenden Worten: "Das Spiel wirft euch in dieses schöne und unglaublich atmende Welt und es scheint, als gäbe es kaum spielerische Einschränkungen." So kann man mit fast allen Passanten sprechen und erhält immer wieder Nebenmissionen, die das Spielgefühl bereichern. Die deutsche "Gamestar" meint dazu, "Cyberpunk 2077 ist das genaue Gegenteil von Watch Dogs, Assassin’s Creed und Co. Wo bei Ubisoft die Open World im Zentrum steht und sich die Story dem unterordnet, handhabt es Cyberpunk 2077 umgekehrt. Dieses Spiel lebt durch und durch von seiner Geschichte." Die Jagd nach Beutetruhen existiere zwar auch, nehme aber nicht so einen großen Anteil des Spiels ein.

Die Hauptgeschichte scheint man in 20 bis 25 Stunden abgehandelt zu haben, doch die Seitenstränge sollten laut Fachpresse gespielt werden, da sie auch auf Charaktere der Haupthandlung Einfluss nehmen. "Gamespot", das von den großen US-Seiten die niedrigste Wertung vergibt, meint sogar: "Die Nebenmissionen und die Charaktere sind das Leuchtfeuer, das uns durch das sonst sehr trostlose Night City getragen hat." Klassische Auswahlmöglichkeiten in den zahlreichen Dialogen, wie ihr eine Situation lösen wollt, gibt es nur selten. Wichtige Entscheidungen, ob ihr zum Beispiel einen Widersacher tötet, nimmt euch das Spiel in der Regel ab, vergisst aber nicht, wie ihr euch in und um die Missionen herum verhalten habt. "Es gibt große Entscheidungen und Konsequenzen, allerdings vor allem im letzten Drittel des Spiels. Hier laufen alle Pfade zusammen, das Spiel notiert sich nämlich heimlich während der gesamten Kampagne, wann ihr wo mit wem wie umgesprungen seid," schreibt etwa "Gamestar". So ergeben sich mehrere Verläufe, wie ihr das Spiel erlebt und sich andere Figuren zu euch verhalten.

Die Charakterentwicklung ist eines der Highlights im Spiel.
Foto: CD Projekt Red

Sei du selbst

Ein Highlight des Spiels scheint die Charakterentwicklung zu sein. Viele Magazine loben die Vielseitigkeit, mit der man die eigene Figur "V" nach eigenen Vorlieben anpassen kann. Egal ob Hacker oder schießwütiger Rambo, alle Möglichkeiten scheint das Spiel sinnvoll zu unterstützen. "Cyberpunk 2077 bietet eine unglaubliche Summe an Auswahlmöglichkeiten, wie man den eigenen Charakter entwickeln, Missionen erledigen und Gegner ausschalten kann." Je nach Spielweise, soll sich auch die Handlung unterschiedlich entwickeln und so das mehrmalige Entdecken der Stadt durchaus lohnenswert machen, meint etwa "IGN".

Auch die zahlreichen Nebencharaktere, allen voran Johnny Silverhand (Keanu Reeves), der im Spiel mit "seiner" deutschen Synchronisation Benjamin Völz spricht, bereichern das Spiel laut Presse.

Optisch beeindruckt die Stadt mit vielen Details.
Foto: CD Projekt Red

Der Gewinner: Der Spieler

Durch alle Tests der Presse hindurch wird über die zahlreichen Bugs im Spiel gejammert. "Es ist eine Schande, dass frustrierende Fehler einen immer wieder aus der toll geschaffenen Stimmung im Spiel reißen," schreibt etwa "IGN". "Ich beneide jeden, der das Spiel in einem halben Jahr spielen wird, denn da wird das Erlebnis richtig gut sein." Auch "Gamespot" musste mehrere Male das Spiel neu laden und lässt sich darüber entsprechend aus: "Es ist schwierig, in die Welt einzutauchen, wenn man ständig gezwungen wird, diese zu verlassen."

"Kotaku" beschreibt den Kern des acht Jahre langen Wartens so: "Nach all dem Hype bin ich froh, dass auch Cyberpunk 2077 nur ein Videospiel ist." Man sei dankbar, dass man nach den Jahren des Vermutens und Hoffens, sich nun endlich selbst ein Bild machen könne.

Mit Fahrzeugen kann man die Stadt und das Umland schneller bereisen.
Foto: CD Projekt Red

Fazit

Die Durchschnittswertung von 91/100 Punkten auf Metacritic zeigt, dass das Gros der Tester trotz technischer Fehler und sehr hoher Erwartungen mit Cyberpunk 2077 zufrieden ist. Eine lebendige Welt, beeindruckende Nebenmissionen und viel Variationsmöglichkeiten im eigenen Spielverhalten sind die großen Pluspunkte, die aufgezählt werden. Jetzt bleibt für den Start nur zu hoffen, dass der angekündigte Patch am ersten Tag viele der technischen Probleme lösen wird. Abgesehen davon zeigt Cyberpunk 2077 aber auch, dass über acht Jahre aufgebaute Erwartungen und der dazu gesponnene Hype bei vielen eventuell Ernüchterung auslösen werden. (aam, 9.12.2020)