Foto: Wolfgang Kleinsteuber

So wie auf obigem Bild sieht das Tier, das zum Insekt des Jahres 2021 in Deutschland, Österreich und der Schweiz gekürt wurde, maximal vier Tage lang aus. Davor aber verbringt es bis zu drei Jahre als Larve im Wasser – es ist die ein bis zwei Zentimeter lange Dänische Eintagsfliege (Ephemera danica), erkennbar an den auffälligen schwarzen Flecken auf ihren Flügeln.

Hintergrund

Wie das Senckenberg-Forschungsinstitut erklärt, ist die Wahl damit heuer auf den Vertreter einer urtümlichen Insektengruppe gefallen. Denn Eintagsfliegen gibt es schon seit etwa 355 Millionen Jahren. Weltweit sind heute gut 3.000 Arten bekannt (was für Insektenverhältnisse relativ wenig ist), etwa 140 davon leben in Mitteleuropa.

Die Dänische Eintagsfliege ist in Europa weit verbreitet und besiedelt ein breites Spektrum von Gewässern – von kleinsten Bächen bis hin zu großen Flüssen. Damit war die Wahl zum Insekt des Jahres heuer einmal nicht davon motiviert, auf den Bedrohungsstatus einer Spezies hinzuweisen. Stattdessen richtet das Wahlkuratorium, dem namhafte Insektenkundler und andere Wissenschafter angehören, die Aufmerksamkeit auf den selbst für Insekten ungewöhnlichen Lebenszyklus des Tiers.

Langes Leben als Larve

Dieser Zyklus beginnt mit der Eiablage im Gewässer. Zwischen Mai und September fliegen die Weibchen im Zick-Zack-Kurs über das Wasser und tauchen dabei immer wieder mit der Spitze ihres Hinterleibs ein. Auf diese Weise legen sie portionsweise insgesamt mehrere tausend Eier, die im Anschluss aus den Gewässergrund sinken, wo sie mit ihrer klebrigen Außenhülle hängenbleiben.

Nach einigen Tagen schlüpfen die Larven, die zunächst durch die Haut atmen. Während des Wachstums häuten sie sich aber immer wieder und entwickeln dabei deutlich sichtbare Kiemen. Die Anzahl dieser Häutungen ist mit 20 bis 30 im Vergleich zu anderen Insektenordnungen sehr hoch. Eingegraben im Kies und Schlick der Gewässersohle, dauert die Entwicklung der Larve ein bis drei Jahre. Verschiedene Umweltfaktoren wie Wassertemperatur oder Nahrungsangebot beeinflussen die Länge, als Nahrung dient den Larven abgestorbenes organisches Material.

Foto: Wolfgang Kleinsteuber

Und dann der Entwicklungssprung: "Kurz vor dem Übergang vom Wasser- zum Landleben bildet sich bei der ausgewachsenen Larve zwischen der alten und der neuen Haut eine Luftschicht. Durch die Verringerung des spezifischen Gewichts steigt die Larve an die Wasseroberfläche. Dort angekommen, platzt die Larvenhaut und innerhalb weniger Sekunden schlüpft eine flugfähige Eintagsfliege", sagt der Entomologe Thomas Schmitt.

Noch ist diese Fliege aber nicht fortpflanzungsfähig, dafür benötigt sie noch eine letzte Häutung. Die fertig entwickelte Eintagsfliege ist dann ganz auf ihre Aufgabe zugeschnitten, für Nachwuchs zu sorgen. Sie besitzt weder Mundwerkzeuge noch einen funktionsfähigen Darm. Daher drängt die Zeit: Für Paarung und Eiablage bleiben nur wenige Tage, bevor die Tiere sterben. (red, 30. 12. 2020)