Am 8. Dezember verkündete die ÖBB, dass es ab Dezember 2021 einen Nachtzug von Wien über München und Straßburg nach Paris geben wird. Die neue Strecke ist Teil der neuen Nachtzugverbindungen, die bis Dezember 2024 starten und 13 europäische Großstädte untereinander verbinden sollen. Nicht nur deswegen dürften sich Bahnfans freuen: Viele andere europäische Bahnbetreiber versprechen für 2021 bereits deutlich verbesserte Angebote und eine Vielzahl neuer Strecken.

Die neuen Fahrpläne für das kommende Jahr werden am Sonntag, dem 13. Dezember, in Kraft treten. Man sollte ab diesem Datum also schon einmal mit neuen Fahrplänen rechnen. Einige versprochene Verbesserungen wurden allerdings auf Anfang 2021 verschoben, denn es macht zurzeit aus den bekannten Gründen wenig Sinn, neue Strecken in Betrieb zu nehmen.

Aber Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Hier also sechs der besten europäischen Zugverbindungen für 2021 – zusammengestellt von den Eisenbahnexperten von Europe by Rail.

Gotthard Classic: Von Basel nach Locarno

Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels (GBT) im Jahr 2016 wurde die historische Gotthardbahn ins Abseits gedrängt. Der GBT hat die Zeit auf der Hauptachse Zürich–Mailand drastisch verkürzt, aber er ist ein langer, dunkler Tunnel, was bedeutet, dass die Fahrgäste die beste Aussicht auf die Alpen verpassen. Die einzigen direkten Züge von Zürich und Basel über die alte, landschaftlich reizvolle Gotthardstrecke waren Ausflugszüge an Wochenenden und Feiertagen – diese verkehrten das ganze Jahr über ab Zürich, aber nur im Frühjahr und Sommer ab Basel.

Treno Gottardo: Stündlich verkehrt der neue Zug, ausgestattet mit Bistrozone und Familienabteil, von Zürich, Basel und Luzern nach Locarno. Er fährt entlang von Seen und Bergen über die historische Gotthard-Panoramastrecke bis in die "Sonnenstube der Schweiz", nach Locarno.
Foto: SOB 2020/Thomas Kess

Das ändert sich ab dem 13. Dezember 2021, wenn die Schweizer Südostbahn (SOB) ganzjährig stündliche Verbindungen über die klassische Gotthardstrecke aufnimmt und damit die großen Städte im Norden der Schweiz mit dem südlichsten Kanton Tessin verbindet. Die alte Strecke wird zunehmend als Panoramastrecke bezeichnet. Es handelt sich in der Tat um eine herrliche Bahnstrecke, die am Ostufer des Vierwaldstättersees entlangführt und die schöne Leventina auf der Südseite des Gotthards einbezieht.

Das neue Angebot wird unter der Marke Treno Gottardo geführt und setzt auf die äußerst komfortablen Stadler-Traverso-Züge, die die SOB seit kurzem in ihrem Panoramazug Voralpen-Express von St. Gallen nach Luzern einsetzt. Also am besten einen Sitzplatz in der ersten Klasse im neuen Treno Gottardo buchen und beobachten, wie die Schweizer Landschaft am Wagenfenster vorbeizieht.

Wenn der Treno Gottardo später in diesem Monat startet, fährt er bis Bellinzona, doch ab dem 5. April wird die Strecke bis nach Locarno verlängert, der Stadt am Ufer des Lago Maggiore, in der das wichtigste Filmfestival der Schweiz stattfindet.

Info: Start ist der 14. Dezember 2020. Vier Stunden 30 Minuten. Alle zwei Stunden ab Basel SBB. Es empfiehlt sich, die Spartageskarte lange im Voraus für 52 Schweizer Franken (circa 48 Euro) zu besorgen. Damit kann man einen ganzen Tag lang unbegrenzt in der ganzen Schweiz herumreisen.

Von München nach Zürich über Österreich

Mitte Dezember debütieren auf dieser Strecke schicke Schweizer Astoro-Neigezüge, die eine umfassende Modernisierung erfahren haben. Es handelt sich um eine interessante Strecke, die drei Länder einbezieht; sie führt durch ein Stück Österreich, während sie das Ostufer des Bodensees umfährt. Die schweizerische SBB plant, die Fahrzeit Ende 2021 um weitere 30 Minuten zu verkürzen. Dies ist eine von nur zwei Strecken in Deutschland, die die Bezeichnung Eurocity Express (ECE) tragen. Die andere ist der einmal täglich verkehrende Direktzug von Frankfurt am Main nach Mailand.

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Eine verbesserte Verbindung nach Zürich bietet die SBB an.
Foto: Getty Images/alexsl

Für Reisende aus Nordeuropa bietet diese stark verbesserte Verbindung von München in die Schweiz eine attraktive Alternative zur traditionellen Anreise über das deutsche Rheintal und Basel. Die Astoro-Züge verfügen laut Europe by Rail über einen ausgezeichneten Speisewagen. Deshalb schlagen die Experten vor, sich dort niederzulassen, um die Fahrt bei Wein und Käse zu genießen, während man durch das bayerische Grenzgebiet in Richtung Bodensee fährt.

Info: Start ist der 13. Dezember 2020. Vier Stunden. Sechsmal pro Tag. Ab 18,90 Euro.

Rückkehr des Wawel: Berlin nach Krakau

Vor sechs Jahren rutschte ein klassischer Eurocity-Zug unerklärlicherweise aus den Fahrplänen. Der Eurocity Wawel verband Berlin mit Krakau in Südpolen. Jetzt ist er wieder da und bietet die Möglichkeit, tagsüber von der deutschen Hauptstadt durch die Lausitz und Schlesien nach Krakau zu fahren. Der Zug hat seinen Namen von der großen königlichen Burg in der polnischen Stadt. Mit einer bequemen Abfahrt am Vormittag von Berlin aus bietet der EC Wawel auch eine hilfreiche zusätzliche tägliche Verbindung zwischen Berlin und Wrocław.

Wawel-Burg in Krakau: Namensgeberin des wiederauferstandenen Eurocity-Zugs.
Foto: EPA/Lukasz Gagulski

Die Zeitvorgaben für die neue Verbindung haben sich deutlich verbessert; der alte Wawel brauchte weit über zehn Stunden, um Krakau zu erreichen. Der Zug verfügt über einen Speisewagen mit vollem Service, wo man während der Fahrt durch die Oderebene und die Wälder Westpolens beim Mittagessen verweilen kann.

Info: Start am 13. Dezember 2020. Sieben Stunden. Einmal täglich. Ab 27,90 Euro

Habsburgisches Grenzgebiet: Von Prag nach Przemyśl

Jahrelang war die Stadt Przemyśl am Fluss San in der südöstlichen Ecke Polens ein Nebenschauplatz des europäischen Eisenbahnnetzes. Mittlerweile hat sie sich zu einem Knotenpunkt für internationale Verbindungen entwickelt. Die Abfahrtstafeln am restaurierten Bahnhof aus der Zeit der Habsburger zeigen direkte Züge nach Berlin, Wien und sogar nach Graz. Im November erhielt der Bahnhof Przemyśl den ersten Preis im Wettbewerb "Polens Bahnhof des Jahres".

Bahnhof Przemyśl: vom Nebenschauplatz zum Knotenpunkt im europäischen Eisenbahnnetz.
Foto: EPA/DAREK DELMANOWICZ

Ab Mitte Dezember wird das Repertoire der Fernverbindungen von Przemyśl durch die Aufnahme der Züge nach Prag und Budapest erweitert. Die 740 Kilometer lange Strecke von der tschechischen Hauptstadt aus wird von einer täglichen Eurocity-Verbindung bedient, die Prag jeden Morgen kurz nach 10 Uhr verlässt. Sobald die Covid-Beschränkungen für den Bahnverkehr über die Ostgrenze der EU aufgehoben sind, wird dieser Zug auch russische Schlafwagen nach Moskau befördern – diese Interlopers werden in Bohumín im Osten der Tschechischen Republik abgekoppelt, von wo aus der Hauptzug in nordöstlicher Richtung durch Krakau und weiter durch das ehemalige habsburgische Kronland Galizien fährt, um Przemyśl gegen neun Uhr abends zu erreichen. Przemyśl ist der Ausgangspunkt für die Weiterreise in die Ukraine mit direkten Zügen nach Lemberg, Kiew und Odessa.

Info: Startet am 13. Dezember 2020. Zehn Stunden 50 Minuten. Einmal täglich. Ab 789 Tschechische Kronen (29,90 Euro)

Von Amsterdam nach Tirol und Wien

Die ÖBB verfügt, wie erwähnt, über ein expandierendes Netz von komfortablen Nightjet-Diensten und hat angekündigt, dass im Jahr 2021 wieder Fernverkehrsnachtzüge in die Niederlande fahren werden. Eigentlich sollten die Abfahrten von Amsterdam jeden Abend um 19.30 Uhr am 13. Dezember beginnen, doch die ÖBB rechnen nun mit 2021 für den frühesten Beginn dieser nützlichen neuen Nachtverbindung.

Hauptbahnhof Amsterdam.
Foto: imago images/ZUMA Wire

Der Hauptzug wird nach Wien fahren, aber es wird auch Durchgangswagen für Fahrten über München nach Innsbruck geben. Der Nightjet von Brüssel nach Wien wird Anfang 2021 wiederaufgenommen, wobei die Frequenz auf bis zu dreimal wöchentlich angehoben wird.

Info: Abfahrten jeden Abend ab Anfang 2021. Amsterdam nach Innsbruck oder Wien in 13 Stunden und 40 Minuten. Ab 29,90 Euro Sitzplatz, 59,90 Euro Liegewagen, 89,90 Euro Schlafplatz.

Bessere Verbindungen nach Italien, Schweden und Rumänien

Viele zusätzliche Anbindungen werden wahrscheinlich in den ersten Monaten des Jahres 2021 angeboten. Es wurde darüber gesprochen, eine der Hochgeschwindigkeitsverbindungen von Zürich nach Mailand nach Genua zu verlängern, was, sollte es dazu kommen, die direkte Verbindung von Zürich zum Mittelmeer wiederherstellen würde.

Am 31. März wird der schwedische Betreiber Snälltåget einen direkten Nachtzug von Berlin und Hamburg nach Stockholm in Betrieb nehmen, der zunächst an den Wochenenden verkehrt, ab dem 5. Juni aber auf tägliche Verbindungen umgestellt wird.

Die französische SNCF wird den täglichen TGV von Paris nach München voraussichtlich ab 14. März wieder in Betrieb nehmen. Dieser Zug soll in München eine ausgezeichnete Verbindung zum Nachtzug Kálmán Imre nach Budapest bieten, der 2021 um einen Speisewagen erweitert wird, sodass die Fahrgäste auf dem letzten Teil der Strecke ein Frühstück einnehmen können, während der Zug über die Donauebene in Richtung der ungarischen Hauptstadt rollt. In Budapest gibt es bequeme Anschlussverbindungen nach Serbien und Rumänien. (red, 9.12.2020)

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