In Österreich wird ab Jänner geimpft: Alte und am meisten gefährdete Menschen sollen den Anfang machen, gefolgt von Pflege und medizinischem Personal.

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Der Fahrplan für die Covid-Impfung ist fixiert. Wie Clemens Martin Auer, Sonderbeauftragter für Gesundheit im Gesundheitsministerium, bei der Pressekonferenz des Verbands der Impfstoffhersteller am Mittwoch verriet, wird es in den kommenden Monaten wie folgt weitergehen:

Am 29. Dezember rechnet man in der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) mit der Zulassung des ersten Impfstoffs, es wird der mRNA-Impfstoff von Pfizer/Biontech sein. Der zweite Covid-Impfstoff, jener von Moderna, soll am 12. Jänner das Okay der EMA bekommen. Beide Hersteller werden dann noch im Jänner mit der Auslieferung ihrer bereits produzierten Impfstoffe beginnen. Ende Jänner oder Anfang Februar wird es den dritten Impfstoff von Astra Zeneca / Oxford University geben, rechnet Auer. "Wir werden 1,5 Millionen Impfdosen im ersten Quartal zur Verfügung haben – und können damit 800.000 Menschen versorgen", so Auer. Zur Erinnerung: Für eine Immunisierung sind zwei Impfdosen notwendig. "Shots" hat sie der designierte US-Präsident Joe Biden kürzlich genannt.

Zuerst knapp, dann ausreichend

800.000 Geimpfte versus den Rest der Bevölkerung: "Das Nadelöhr bei der Impfstoffverteilung wird es im ersten Quartal geben", sagt Auer. Bei der Verteilung orientiert man sich an der Dringlichkeit. So soll die am meisten gefährdete Bevölkerungsgruppe Vorrang haben, die Impfaktionen sollen vor allem in den Alten- und Pflegeheimen mit den alten Menschen starten. Das Personal in den Alten- und Pflegeheimen soll folgen.

In einem nächsten Schritt soll das Gesundheitspersonal in den Krankenhäusern und im niedergelassenen Bereich folgen, Sanitätsdienste und mobile Pflegekräfte inklusive. Wenn das geschafft ist, kommt die kritische Infrastruktur an die Reihe, also Polizei, Kindergartenpädagoginnen und das Lehrpersonal an Schulen. Der Impfstoff ist ab dem 16. Lebensjahr zugelassen.

Logistik bei Verteilung

"Wir haben im Gegensatz zu Deutschland ein dezentrales Verteilungskonzept entwickelt", sagt Auer. Die Impfung komme zu den Menschen, dorthin, wo sie leben. Als strategischer Partner für dieses dezentrale Verteilungskonzept konnte der Pharmagroßhandel Phago gewonnen werden, man wolle dessen gut funktionierendes mobiles Verteilungssystem für Medikamente nutzen und die Impfstoffe so an Apotheken und Ärzte verteilen. Eine Herausforderung bei den mRNA-Impfstoffen ist die Kühlung, so muss der Impfstoff von Pfizer/Biontech bei minus 70 Grad Celsius gelagert und – einmal aufgetaut – innerhalb von fünf Tagen verimpft werden. Die Phago übernimmt einen wichtigen Bereich in dieser Verteilungskette.

"Wir gehen von einer guten Verträglichkeit des Impfstoffs aus", betont Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethikkommission, betont jedoch, dass sich die Experten gegen eine verpflichtende Impfung aussprechen. Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, sollte auf Freiwilligkeit beruhen und der Überzeugung, dass man damit vor allem Dritte schützt. "Es ist auch der Gedanken der Fürsorge", so Druml.

Überzeugungsarbeit leisten

Allen Beteiligten sei damit aber auch klar, "dass es eine Herkulesarbeit sein wird, die Menschen zu überzeugen", sagt Auer. Er hofft, dass sich vor allem das Gesundheitspersonal und die Ärzteschaft ihrer vorbildgebenden Wirkung bewusst sind und sich impfen lassen werden. Denn langfristig werde es "genug Impfstoff für alle geben".

Was das große Ziel der Covid-Impfungen sein wird? "Eine Durchimpfung von 50 Prozent und zusätzlich ein Plus", wünscht sich Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Die Herdenimmunität ist bei 60 bis 70 Prozent erreicht. Und dann könnte das Leben mit weniger Social Distancing weitergehen. (Karin Pollack, 9.12.2020)