Japan will seinen Bürgerinnen und Bürgern beim Dating unter die Arme greifen.

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In Japan kommen zu wenige Kinder auf die Welt. So wenige, dass die Regierung mittlerweile von einer "nationalen Krise" spricht, die durch die Kontaktbeschränkungen infolge der Pandemie noch verschärft werden könnte. Weil einige wenige Anreize wie kostenlose Betreuung im Vorschulalter nicht den gewünschten Effekt brachten, will Premier Yoshihide Suga nun die staatliche Unterstützung der Partnersuche ausbauen.

In rund der Hälfte von Japans 47 Präfekturen würden bereits Menschen analog freiwillig abgegebene standardisierte Fragebögen auswerten und mögliche Matches suchen. Die Fragen reichen dabei von der favorisierten politischen Partei bis zu persönlichen No-Gos. Die analogen Verkuppler sollen nun aber von Maschinen oder eben einer "künstlichen Intelligenz", wie es die Regierung nennt, unterstützt werden. Zwei Milliarden Yen, umgerechnet 16 Millionen Euro, an Förderungen, um die sich die regionalen Stellen bewerben können, schütte man dafür allein im kommenden Finanzjahr aus, berichtet die "Japan Times".

Kaum Junge, viele Alte

Die Regierung erhofft sich von der Matchmaking-Offensive "eine breitere und bessere Auswahl an potenziell passenden Partnern". Kritiker fordern stattdessen Investitionen in die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Vor allem Frauen bekämen in Japan nach wie vor keine ausreichende Unterstützung. Die Fertilitätsrate auf der Insel lag im vergangenen Jahr bei nur 1,36.

In modernen Nationen mit geringer Säuglingssterblichkeit gehen Forscher von einem Wert von etwa 2,1 aus, wenn man die Bevölkerung annähernd gleich hoch halten möchte und Immigration nicht berücksichtigt. Tatsächlich fiel Japans Fertilitätsrate schon in den 1970ern unter diesen Wert. Noch dazu ist Japan seit jeher sehr strikt, was Immigration betrifft, und lässt nur sehr wenige Menschen ins Land. Seit 2015 schrumpft die Bevölkerung dadurch drastisch, während die Überalterung der Gesellschaft voranschreitet. Leben aktuell noch 127 Millionen Menschen in Japan, sollen es Berechnungen zufolge 2060 nur noch 87 Millionen sein. (faso, 9.12.2020)