Bitte lächeln: Historisch und fragwürdig – weiße Zähne dank Bimsstein und Urin.

Foto: Eylül Aslan

Der Wunsch nach blendend weißen Zähnen zieht sich schönheitsgeschichtlich wie ein langes Stück Zahnseide durch die Epochen. In vielen Kulturen griffen die Menschen aller Gesellschaftsschichten zu Tricks und Mittelchen, um ihre Zähne aufzuhellen. Während manche davon sich bis heute bewähren, ist von anderen eher abzuraten. Eine Geschichte der – häufig zahnlosen – Bleachingmethoden.

Hol das Stöckchen!

Schon im alten Ägypten galten weiße Zähne als attraktiv und erstrebenswert. Statt zu Zahnbürste und Mundspülung griffen die Pharaonen und ihre Untertanen aber zu einem speziellen Kaustöckchen. Das Holzstück, Miswak genannt, stammt vom danach benannten "Zahnbürstenbaum".

Es ist im arabischen Raum und in Teilen Afrikas bis heute im Einsatz. Zusätzlich zum Miswak haben die alten Ägypter ihr Lächeln mit einer Paste aus Bimsstein und Weinessig aufgehellt. Beides verhältnismäßig schonende Methoden – im Vergleich zu dem, was in späteren Jahrhunderten zum Einsatz kam.

Grausiges Gurgeln

Im antiken Rom haben die schönheitsbewussten Patrizier zum Beispiel zu einem aus heutiger Sicht etwas unappetitlichen Mittel gegriffen. Zwar haben sie – wie im alten Ägypten – auch verschiedenste Pasten aus Mineralien und Pflanzen auf ihre Zähne aufgetragen.

Ein besonders beliebtes Mittel war aber menschlicher Urin. Mit diesem gurgelten die alten Römer, um ihre Zähne aufzuhellen. Dieser Tipp findet sich bis heute vereinzelt in Gesundheitsratgebern. Der bleichende Effekt ist zwar durch die Säure im Urin tatsächlich vorhanden – aus hygienischen Gründen raten Experten von dieser Methode aber ab.

Backe, backe Bleaching

Ein Hausmittel für weiße Zähne, das sowohl das Internet als auch so manche Großmutter empfiehlt, ist Backpulver in Kombination mit Zitrone. Mit dieser Methode kann tatsächlich eine aufhellende Wirkung erreicht werden – allerdings sehen Zahnärzte dieses Bleachingverfahren nicht gerne.

Das Backpulver raut die Oberfläche der Zähne auf, sodass diese weißer erscheinen. Die Zitrone greift aber den Zahnschmelz an. Der erhellende Effekt kann so schwerwiegende zahngesundheitliche Folgen haben.

Moderne Mittelchen

Der Markt für zahnaufhellende Produkte ist heute kaum noch überschaubar: Er reicht von Gels über Zahncremen bis hin zu Bleachingstreifen und Spezialbehandlungen. Die Meinungen der Experten dazu sind so divers wie die Anwendungen selbst.

Und auch die Preisspanne ist beachtlich: von wenigen Euros für Zahnstreifen für zu Hause bis hin zu mehreren hundert Euro für professionelles Bleaching beim Zahnarzt.

Grundsätzlich gilt aber: Wer auf Rauchen und zu viel Kaffee verzichtet und auf seine Mundhygiene achtet, der beugt Zahnverfärbungen vor und kommt so wahrscheinlich ganz ohne Bleachingverfahren aus. (Antonia Rauth, RONDO exklusiv, 3.8.2021)