Streymoy und Eysturoy heißen die beiden bevölkerungsreichsten Inseln der Färöer. Bisher mussten deren Bewohner, um auf das jeweils andere Eiland zu gelangen, einen Weg von rund 55 Kilometern auf sich nehmen. Mit dem nun fertiggestellten Eysturoy-Tunnel (Eysturoyartunnilin) sind es jetzt nur mehr 17 Kilometer.

In diesem Video wird das Projekt vorgestellt.
Samfundet Sverige-Färöarna

So weit, so unaufregend. Wäre da nicht die Tatsache, dass sich der Tunnel bis zu 189 Meter unter dem Nordatlantik befindet und noch mit einer weiteren Attraktion aufwarten kann: einem Kreisverkehr, der wie eine riesige, blau leuchtende Qualle anmutet. Die Rede ist sogar davon, dass es sich um den ersten Unterwasser-Kreisverkehr der Welt handeln könnte, wie der "Guardian" berichtet. Er markiert das geografische Zentrum der Färöer-Inseln und könnte sogar zu einem Anziehungspunkt für ausländische Touristen werden.

Millionenprojekt

360 Millionen Euro hat man dafür eingesammelt, darin enthalten sind auch die Kosten für einen weiteren, ähnlich langen Tunnel, der Streymoy im Jahr 2023 mit der südlichen Insel Sandoy verbinden wird. Das ist eine Investition von rund 50.000 Euro pro Einwohner, die von der färöischen Regierung und privatem Risikokapital aus dem Ausland finanziert wird.

Die ersten Autos befahren den Tunnel bereits.
Nám

Die Tunnel sind das größte Infrastrukturprojekt der Färöer und ein weiteres Beispiel für die rasante wirtschaftliche Entwicklung dieser Inseln, die eine rasche Expansion der Hauptstadt Tórshavn und einen starken Anstieg des internationalen Tourismus erlebt haben – auch wenn dieser in diesem Jahr aus den bekannten Gründen einen Dämpfer erlitten hat. Trotz des Abschwungs wurden in diesem Herbst in Tórshavn zwei neue Hotels eröffnet (das Hilton Garden Inn und das Hotel Brandan), wodurch die Bettenkapazität der Stadt verdoppelt wurde.

Nördliche Inseln besser erreichbar

Wenn die Touristen zurückkehren, wird es für sie einfacher und schneller sein, die weniger besuchten nördlichen Inseln zu erreichen, die derzeit etwa 90 Minuten Fahrtzeit auf kurvenreichen Straßen rund um die Fjorde benötigen. Der neue Tunnel verkürzt die Fahrzeit von der Hauptstadt zur zweitgrößten Siedlung – dem Fischereihafen Klaksvík – um die Hälfte. Man erhofft sich, dass nun die Einnahmen aus dem Tourismus jenseits der Hauptstadt ankommen.

In den sozialen Medien werden Fotos des Unterwasser-Kreisverkehrs bereits eifrig geteilt.

Der Eysturoyartunnilin soll offiziell am 19. Dezember eröffnet werden, aber erste Fotos des neuen Kreisverkehrs machen schon in den sozialen Medien die Runde. Was wohl auch dazu führen wird, den Tourismus ob dieser neuen Attraktion anzukurbeln. Der "Quallen"-Mittelpfeiler ist natürlicher Fels, der bei der Sprengung zurückgelassen wurde, aber zur Stützung der Tunneldecke beiträgt. Der beleuchtete Felsen wird von einem prominenten färöischen Künstler, Tróndur Patursson, dekoriert. Eine 80 Meter lange Stahlskulptur stellt Figuren dar, die um den Kreisverkehr herum Händchen halten. Sie blicken nach innen in das Licht. Sie stellen den färöischen "Ringtanz" dar, bei dem Hunderte von Menschen in einem Kreis zusammenkommen und sich an den Händen halten. (red, 10.12.2020)