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Sundar Pichai versucht die Wogen bei Google zu glätten.

Foto: AP

Der Abgang der bekannten KI-Forscherin Timnit Gebru bei Google sorgt im Nachgang für Turbulenzen. Gebru erklärte, dass ihre Entlassung folgte, nachdem sie die Einstellungspolitik des Konzerns im Bezug auf Frauen und Minderheiten intern kritisierte und sich weigerte, ihren Namen von einem Paper zurückzuziehen, das der KI hinter der Suchmaschine des Konzerns einprogrammierten Bias attestierte.

Rund 2000 Mitarbeiter des IT-Riesen verlangten daraufhin eine Erklärung seitens der Chefetage für die Vorgänge. Kollegen sprangen Gebru zur Seite, publizierten einen offenen Brief und kritisierten den Umgang des Unternehmens mit schwarzen Mitarbeitern. Dieser Druck – und wohl auch die mediale Berichterstattung – haben nun gewirkt. Konzernchef Sundar Pichai hat reagiert, berichtet die New York Times.

Entschuldigung für Vorgehen, nicht für Entscheidung

In einer E-Mail an die Angestellten entschuldigt sich Pichai für die Entlassung von Gebru, die 2019 an Bord ging und Vizeleiterin des Teams für KI-Ethik war. Die Botschaft sei "laut und klar" gewesen. Das Vorgehen habe dazu geführt, dass manche sich gefragt hätten, ob sie eigentlich erwünscht seien bei Google. Es tue ihm leid, dass dieser Eindruck entstanden sei und er sehe sich selbst nun in der Verantwortung, das verlorene Vertrauen wiederherzustellen.

Man wolle nun die Umstände hinter der Entlassung von Gebru untersuchen und dabei erörtern, wie das Vorgehen besser und insbesondere "respektvoller" hätte ablaufen können. Zur Entscheidung, das Arbeitsverhältnis mit Gebru aufzulösen, äußerte er sich allerdings nicht.

Dementsprechend betrachtete die Betroffene die Botschaft auch nicht als vollständige Entschuldigung. Pichai bedaure lediglich das Prozedere, attestierte sie in einem Kommentar auf Twitter.

Spannungen bleiben

Dass Pichais Statement die Wogen glätten wird, ist nicht anzunehmen. Schon vorhergehende Maßnahmen fruchteten nicht. Erst am Dienstag hatte sich Jeff Dean, der die KI-Forschung bei Google leitet, mit einer Gruppe von Mitarbeitern, um die Causa Gebru zu erklären. Doch das Meeting brachte keine Entspannung, sondern weiteren Zündstoff.

Eine weitere Vizechefin des KI-Ethikteams warf Dean vor, Falschinformationen zu verbreiten, etwa das Gebru mit Kündigung gedroht hatte, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt würden. Diese Darstellung soll dem Inhalt der E-Mail, auf der sie basiert, nicht entsprechen. (red, 10.12.2020)