Insgesamt 168 Aufführungen an 17 Spielstätten hat man zwischen 17. Juli bis 31. August vorgesehen.

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Es wäre der Corona-Festspielsommer "ein besonderer gewesen", betont Festspielintendant Markus Hinterhäuser. Es sei eine "regelrechte Begeisterungsgemeinschaft" entstanden. Er habe bezüglich der Programmgestaltung zwar lernen müssen, dass "Subtrahieren weitaus schwerer ist als Programmpunkte hinzuaddieren". Von der Intensität her wären die Festspiele 2020 aber eine wahre Rarität gewesen.

Nun hätten wir jedoch abermals "sehr besondere Zeiten", was Hinterhäusers Begeisterung "etwas neutralisiert hat". Man verfüge in Salzburg zwar über "viele Möglichkeiten". Man stünde jedoch einer Wirklichkeit gegenüber, die "klugen Pragmatismus" erfordere. Es gelte, sehr achtsam zu sein, um "die Existenz der Festspiele zu sichern".

Dies bedeutet zwar, abermals den "Verschiebebahnhof" bemühen, also Boris Godunow und Zauberflöte auf einen späteren Zeitpunkt verlegen zu müssen. "Die Zauberflöte wäre wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen, wir sind extrem vom Kartenverkauf abhängig." Man sei, obwohl das Vorurteil unausrottbar scheint, nicht übersubventioniert. Dennoch: Die Festspiele 2021 sind "ohne vorauseilenden Pessimismus" geplant worden. Mit 31 Opernvorstellungen, 44 Schauspielevents sowie 93 Konzerten sind die Festspiele (17. Juli bis 31. August) umfangreich.

Wieder Strauss’ Elektra

Die Premieren im Opernbereich? Da bietet man Mozarts Don Giovanni in der Regie von Romeo Castellucci (Dirigent Teodor Currentzis) und Luigi Nonos Intolleranza 1960 (Regie: Jan Lauwers), das für Hinterhäuser Begriffe wie "Empathie und ein Aufeinder-Achten" behandelt. Auch für die Festspiele seien diese Begriffe essenziell.

Mit den Wiederaufnahmen kommen Highlights zurück: Also Strauss’ Elektra wie auch die gestraffte Cosi fan tutte in der Version von Christof Loy (mit Dirigentin Joana Mallwitz). Von den Pfingstfestspielen wiederum wird Händels szenisches Oratorium Il Trionfo del Tempo e del Disinganno übernommen und von den Osterfestspielen Puccinis Tosca. Sie erscheint in der Regie von Michael Sturminger, von dem nach wie vor die Inszenierung des Jedermann stammt (mit dem Hauptdarsteller Lars Eidinger und Verena Altenberger als Buhlschaft).

Keine Impfverpflichtung

Im Theaterbereich wird Karin Henkels Shakespeare-Adaption Richard The Kid & The King geboten wie auch Das Bergwerk zu Falun von Hugo von Hofmannsthal in der Deutung von Jossi Wieler. Von Burgtheater-Chef Martin Kusej stammt Maria Stuart, die auf der reaktivierten Perner-Insel gezeigt wird.

Wenngleich er einen dritten Lockdown "für wahrscheinlich" hält, ist Hinterhäuser "zuversichtlich", dass das Programm im kommenden Sommer unbeschädigt umgesetzt werden kann. Natürlich würde man auch einen Plan B und C bedenken. Vorerst einmal sind aber 209.071 Karten aufgelegt worden. In einem ersten Schritt kommen dabei zwei Drittel in den Verkauf, wobei der Stichtag für Bestellungen von Anfang Jänner auf Ende Februar 2021 verschoben wurde. Das letzte Kartendrittel wird erst freigegeben, wenn es die Pandemiesituation gestattet. Weiterhin werden aber alle Tickets personalisiert und die Sitzplätze dynamisch nach einem erweiterten Schachbrettkonzept vergeben. Hinterhäuser meint, die nahenden Impfungen würden der "Lage insgesamt helfen"; er selbst würde sich natürlich impfen lassen. An einer Art indirektem Zwang würden die Festspiele nicht teilnehmen. Keine Impfverpflichtung also für Festspielbesucher.

Etwas ernüchtert

Bezüglich der politischen Handhabe der Coronaverordnungen zeigt sich Hinterhäuser jedoch ernüchtert: "Wir haben gezeigt, dass es mit guten Konzepten geht. Es gab bei uns keinen positiven Fall. Nun aber habe ich das Gefühl, dass nicht genug differenziert wird. Ich habe keine fiktive Anklagebank: Aber es erschließt sich mir nicht, dass im Baumarkt 8000 Menschen herumgehen können", während Kulturhäuser geschlossen bleiben... (Ljubiša Tošić, 10.12.2020)