Foto von einer Hochzeit am Osanbashi-Pier in Yokohama.

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Japan kämpft mit einem demografischen Problem. Die Gesellschaft des ostasiatischen Inselstaates wird im Schnitt immer älter, während die Geburtenrate seit Jahrzehnten niedrig ist. Erst 2019 wurde ein neuer Tiefstand in Sachen Geburten vermeldet. Eine Entwicklung, die zusehends das Sozialsystem und Wohlstand akut bedroht. Geht es so weiter. Wird sich die Einwohnerzahl laut Modellrechnungen bis Ende des Jahrhunderts von 128 Millionen (2017) auf 53 Millionen fallen.

15,7 Millionen Euro

Als eine Maßnahme, um dem entgegen zu wirken, will die Regierung unter anderem auf Technologie setzen. Die Lösung soll eine Verkupplungsinitiative die mit finanzieller Unterstützung vorangetrieben wird, schreibt die BBC.

Lokale Verwaltungen werden dazu umgerechnet rund 15,7 Millionen Euro bereit gestellt. Das Geld soll dazu dienen, von Künstlicher Intelligenz angetriebene Partnersuch-Systeme zu entwickeln oder auszubauen. Diese sollen neben Basiskriterien auch Faktoren wie Werte oder Interessen berücksichtigen. "Wir hoffen, dass wir damit das Absinken der Geburtenrate umkehren können", erklärt dazu ein Mitarbeiter der Regierung gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Expertin skeptisch

Ob derlei staatliche "Tinder"-Projekte nachhaltigen Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Die Sozialanthropologin Sachiko Horiguchi von der Temple University zeigt sich skeptisch. Sie sagt, dass es bessere Möglichkeiten gibt, dem Problem zu begegnen. Beispielsweise gezielte Förderungen für junge Menschen mit niedrigem Einkommen. "Wenn diese Menschen kein Interesse an Dating haben, ist dieses Matchmaking wohl ineffektiv", so die Forscherin.

Dazu verweist Horiguchi auf eine im November veröffentlichte Untersuchung, die sich auch auf Japan bezieht. Diese legt nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen geringem Verdienst und dem Wunsch nach romantischen Beziehungen gibt. Auf technischer Ebene sollte man besser darüber nachdenken, Menschen bei der Führung ihres Haushalts oder bei der Pflege ihrer Kinder zu entlasten. (red, 10.12.2020)