Bayram Cigci im Beitrag über digitalen Alltag mit Behinderung.

Screenshot: TVThek.orf.at

Die Gräben zwischen Menschen unterschiedlicher Standpunkte und Lebenswelten nicht tiefer werden zu lassen ist eine wichtige Aufgabe. Entscheidend dafür sind Wissensvermittlung und Aufklärung. Die ORF-Sendung "Heimat, fremde Heimat" verfolgt dies seit über dreißig Jahren.

Immer sonntags zur Mittagszeit tun sich hier Perspektiven und Schauplätze auf, die in der medialen Aufmerksamkeitsmaschine unterrepräsentiert sind und die aus dem News-Sog, dem ein zeitgenössisch verkabelter Mensch heute für gewöhnlich ausgeliefert ist, wohltuend ausscheren. In Zeiten, in denen Regenbogenfahnen wieder geifernd zerrissen werden, gibt es da viel zu tun.

Dass kulturelle und ethnische Vielfalt in öffentlich-rechtlichen Medien sichtbar werden, ist ein maßgeblicher Faktor. Es gibt in puncto Diversity gewiss Luft nach oben – so wie in vielen anderen Institutionen und Unternehmen auch. Aber dass sich eine Sendung über drei Jahrzehnte erfolgreich hält, zudem unter dem gleichen, zeitlos guten Titel, ist bemerkenswert.

Das alternierend von Silvana Meixner und Marin Berlakovich moderierte Magazin gibt Gelegenheit, aus der eigenen Blase auszubrechen. Denn die Vielfältigkeit und die Multiperspektivität der Beiträge machen es aus, dass hier kein Ghettosendeplatz entstanden ist, in den alles verräumt wird, was nach Multikulti aussieht. Heimat, fremde Heimat berichtet über viel mehr. Die jüngste Ausgabe, die noch bis Sonntag in der TVthek des ORF abrufbar ist, machte etwa klar, dass in Zeiten des Nichts-berühren-Sollens sehbehinderte Menschen zwar besonders herausgefordert sind. Dass sie aber weitaus mehr können, als Sehende ihnen zumuten, zum Beispiel Smartphones bedienen. Mit Vorurteilen aufräumen ist eben die Devise. (Margarete Affenzeller, 11.12.2020)