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US-Präsident Donald Trump spricht von einem "historischen Durchbruch".

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Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, US-Präsident Donald Trump und Marokkos König Mohammed VI. haben sich geeinigt.

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Ein marokkanisches Militärfahrzeug in Guerguerat, auf dem Gebiet der Westsahara.

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US-Präsident Donald Trump kündigt auf Twitter die Normalisierung der Beziehungen Marokkos zu Israel an. Die zwei "großen Freunde" der USA, Israel und das Königreich Marokko, hätten sich darauf verständigt, all ihre diplomatischen Beziehungen aufzunehmen, schreibt Trump auf Twitter. Mit diesem Schritt reiht sich Marokko in die jüngsten Entscheidungen mehrerer arabischer Staaten ein, Israel als Staat anzuerkennen.

Heiß, kalt

Nach Beginn des Friedensprozesses zwischen Israel und den Palästinensern hatten Israel und Marokko eigentlich bereits 1994 mit der Normalisierung ihrer Beziehungen begonnen. Die beiden Länder richteten Verbindungsbüros ein und vertieften auch ihre wirtschaftlichen Beziehungen. Nach Ausbruch des Intifada genannten zweiten Palästinenseraufstands fror Marokko die Beziehungen zu Israel jedoch vor 20 Jahren wieder ein. Bis zu Beginn der Corona-Pandemie besuchten dennoch jährlich tausende israelische Touristen Marokko.

Das Weiße Haus teilte mit, dass Trump mit Marokkos König Mohammed VI. telefoniert habe. In dem Gespräch habe der König zugesagt, die diplomatischen Beziehungen zwischen Marokko und Israel wieder aufzunehmen, teilte ein Sprecher mit. Das bedeutet, dass Marokko vollständige diplomatische Beziehungen aufbaut und offiziellen Kontakt mit Israel wiederaufnimmt, zudem erlaubt es israelischen Flugzeugen, seinen Luftraum zu durchfliegen, ebenso wie Direktflüge nach und aus Israel für alle Israelis.

"Sie werden mit der Absicht, Botschaften zu eröffnen, ihre Verbindungsbüros in Rabat und Tel Aviv unmittelbar wieder aufsperren", sagte Trumps Schwiegersohn und Nahost-Berater Jared Kushner zur Nachrichtenagentur Reuters: "Und sie werden wirtschaftliche Kooperationen zwischen israelischen und marokkanischen Unternehmen unterstützen."

Begehrte Westsahara

In einem weiteren Tweet sagte Trump, dass die USA den Gebietsanspruch Marokkos auf die Konfliktregion Westsahara akzeptieren würden. Er hätte eine Erklärung unterschrieben, die Marokkos Souveränität über die Westsahara anerkenne, schreibt Trump auf Twitter weiter.

Umkämpftes Gebiet

Die Westsahara wurden Mitte der 1970er-Jahre von Marokko und auch Mauretanien – das 1979 seine Gebietsansprüche aufgab – besetzt, als sich die vormalige Kolonialmacht Spanien von dort zurückzog. Eine Unabhängigkeitsbewegung – die Frente Polisario – begann einen bewaffneten Kampf. Sie bestand zum Großteilen aus Sahrawis, jener Nomaden, die auf dem Gebiet der Westsahara lebten. Die Polisario rief einen eigenen Staat aus, die Demokratische Arabische Republik Sahara, und etablierte eine Regierung im algerischen Exil. Der Staat war zwischenzeitlich von rund 80 Ländern der Welt anerkannt – seit Mitte der 1990er-Jahre zogen aber einige Regierungen ihre Anerkennung wieder zurück.

Fast 200.000 einstige Bewohner des Gebietes leben seit den 1980er-Jahren an der algerischen Grenze in Flüchtlingslagern. Der Konflikt endete 1991 mit einem Waffenstillstand. 1992 sollte eigentlich eine Abstimmung klären, ob die Westsahara ein Teil Marokkos oder unabhängig wird. Diese wurde jedoch immer wieder verschoben. Seit Mohammed VI. auf dem marokkanischen Thron sitzt, ist eine Abstimmung jedoch sowieso vom Tisch.

Geplantes Konsulat

Eine offizielle Anerkennung des marokkanischen Anspruchs auf das gesamte Gebiet gab es bisher von keinem Mitglied der Uno – wohl aber inoffizielle Unterstützung mehrerer Dutzend Staaten.

Der Königshof in Rabat verlautbarte, dass Washington – als Teil des Übereinkommens – ein Konsulat in der Westsahara eröffnen wird. Laut dem israelischen Journalisten Barak Ravid sollen morgen US-Präsident Trump, Israels Premier Benjamin Netanjahu und Marokkos König Mohammed VI. miteinander telefonieren. Es könnte sein, dass statt des Königs Außenminister Nasser Bourita an dem Telefonat teilnimmt.

(red, APA, 10.12.2020)