Das Ibiza-Video hatte 2019 zum Bruch der türkis-blauen Koalition geführt.

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Wien – Der Drahtzieher des Ibiza-Videos, der Privatdetektiv J. H., ist festgenommen worden. Das bestätigten ein Rechtsanwalt von H. sowie die Staatsanwaltschaft Wien am Freitag dem STANDARD. Wegen welcher Delikte H. festgenommen wurde, konnte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft nicht sagen, es handle sich um einen Verschlussakt.

Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin bestätigte auf STANDARD-Anfrage, dass am Donnerstagvormittag "aufgrund eines europäischen Haftbefehls ein österreichischer Staatsangehöriger im Zusammenhang mit der Ibiza-Causa" im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg festgenommen wurde. Hintergrund sei ein Rechtshilfeersuchen aus Österreich.

H., der im Ibiza-Video auch als Begleiter der vermeintlichen russischen Oligarchennichte auftritt, hat seit der Veröffentlichung des Videos im Vorjahr "die meiste Zeit in Berlin gelebt", wie sein Anwalt bekräftigte. "Es hat auch bereits öfter Kontakt mit den Behörden in Deutschland gegeben." Warum der Zugriff am Donnerstag erfolgte, konnte der Anwalt vorerst nicht sagen.

Auslieferung beantragt

Laut "Presse" kam der entscheidende Tipp von der rumänischen Polizei. H. werde beziehungsweise wurde in Berlin verhört und soll nach Wien ausgeliefert werden. Eine Übergabe an die österreichischen Behörden sei bereits beantragt, sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Wie schnell eine Überstellung nach Österreich durchgeführt werden kann, hängt aber auch von der Kooperation des Betroffenen ab.

Der ehemalige FPÖ-Chef und unfreiwillige "Hauptdarsteller" des Ibiza-Videos, Heinz-Christian Strache, kommentierte die Festnahme nur knapp. "Ich freue mich über die Festnahme nach so langer Zeit und hoffe auf rasche und restlose Aufklärung und auch auf die Aufdeckung der weiteren Mittäter, Auftraggeber und Hintermänner", hieß es am Freitag in einer Stellungnahme an die APA.

Illegale Aufnahmen und Kokainhandel

Der Privatdetektiv H. war nach Bekanntwerden des Videos untergetaucht. Ihm werden die illegale Herstellung von Ton- und Filmaufnahmen und der Handel mit knapp drei Kilo Kokain zur Last gelegt. H., nach dem mehr als ein Jahr lang gefahndet wurde, soll die Falle auf Ibiza im Jahr 2017 eingefädelt haben.

Am 23. Oktober war H. via Videokonferenz in einem Prozess gegen einen ehemaligen Sicherheitsberater wegen Kridadelikten und Betrugs im Kremser Schwurgerichtssaal als Zeuge zugeschaltet. Er war damals laut der vorsitzenden Richterin über seinen deutschen Anwalt erreicht worden. H.s Anwalt Johnny Eisenberg hat seine Kanzlei in Berlin. Aufgrund des Ibiza-Videos war der damalige Vizekanzler Strache zurückgetreten. Die Affäre führte auch zum Bruch der türkis-blauen Regierung im Mai 2019.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gab bei einer Pressekonferenz am Freitagvormittag keine weiteren Informationen zur Causa bekannt. Die Soko Tape habe nachhaltig ermittelt und diesen Erfolg erzielen können. "Ich bin froh, dass ein wichtiger Schritt gelungen ist." Alle weiteren Details seien jedoch Fragen, die die Justiz beträfen. (David Krutzler, Sebastian Fellner, 11.12.2020)