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Tim Cook. Apple-Chef. Not amused.

Foto: Eduardo Munoz / REUTERS

Der App Store mag heutzutage untrennbar mit dem iPhone verbunden sein, es gab aber auch eine Zeit, in der das anders war: Die allererste iPhone-Generation wurde nämlich noch ohne einen solchen Softwareladen für Dritt-Apps ausgeliefert. Der erste App Store für iPhones kam denn auch von einem externen Anbieter: Cydia wurde vom Entwickler Jay Freeman ersonnen und blieb auch Jahre danach noch sehr beliebt – obwohl Apple alles daransetzte, die Konkurrenz von den eigenen Geräten zu verbannen. Heutzutage spielt Cydia hingegen praktisch keine Rolle mehr, neue Käufe können schon seit 2018 nicht mehr vorgenommen werden.

Klage

Nun wollen es die Cydia-Betreiber aber noch einmal wissen und gehen dabei auf direkten Konfrontationskurs mit Apple. Der alternative Anbieter hat eine Klage gegen Apple eingereicht. Der Vorwurf: Apple übe ein illegales Monopol über die Verbreitung von iOS-Apps aus, das zum Schaden der Nutzer sei. Immerhin haben diese realistisch damit nur einen Weg, sich Programme zu besorgen, anstatt aus mehreren Optionen wählen zu können.

Das Ziel der Klage ist nicht minder ambitioniert. Neben Schadensersatzforderungen will Cydia eine Öffnung der iOS-Plattform erreichen. Apple solle also verpflichtet werden, auch andere App Stores zuzulassen. Auch alternative Bezahlwege müssten zugelassen werden. Bislang laufen externe App Stores wie Cydia nur auf Geräten, die durch die Ausnutzung von Sicherheitslücken einem "Jailbreak" unterzogen wurden. Ein Schritt, der über die Jahre immer schwerer geworden ist und den entsprechend nur weniger Nutzer wagen.

Selbstbestimmung

Gegenüber der "Washington Post" schiebt Freeman noch eine moralische Perspektive nach: "Es ist ihr Smartphone, und sie sollten damit machen können, was wie wollen." Dazu gehöre eben auch, selbst zu entscheiden, welche Anwendungen man installiert haben will und woher man sie bekommt.

Die Antwort von Apple fällt gleichermaßen knapp wie wenig überraschend aus – argumentiert man doch seit Jahren sehr ähnlich. Man habe kein Monopol über die App-Auslieferung, immerhin gebe es mit Android einen starken Konkurrenten in Hinblick auf Smartphone-Plattformen.

Die Zeiten ändern sich

Dass die Klage von Cydia gerade jetzt kommt, ist nicht zuletzt ein Zeichen dafür, wie sehr sich der Wind in Hinblick auf Apple zuletzt gedreht hat. Gerade im vergangenen Jahr wurde die Kritik am App Store und den damit verbundenen Regeln immer lauter. So provozierte "Fortnite"-Hersteller Epic gezielt einen Rauswurf, um dann eine Klage gegen Apple einzureichen. Der Vorwurf auch hier: Apple betreibe ein illegales Monopol und zwinge damit sämtliche Hersteller von iOS-Apps, eine finanzielle Beteiligung von bis zu 30 Prozent an sämtlichen Käufen abzuliefern. Andere Firmen wie Spotify, Basecamp oder Tile schlossen sich bald dieser Kritik an und schlossen sich zur "Coalition for App Fairness" zusammen.

Fast zeitgleich eröffnete sich noch eine zweite Kontroverse – wurde doch schnell klar, dass Apple Spielestreaming-Dienste wie Microsofts xCloud oder Googles Stadia nicht in seinen App Store lässt. Die Begründung klingt bekannt: Hierüber würden Titel angeboten, die man nicht vorab einer Prüfung unterziehen könne. Oder, wie Kritiker es umformulieren: an denen man nicht mitverdient. Microsoft und Google wollen sich übrigens nicht so einfach geschlagen geben und arbeiten derzeit beide an alternativen Wegen, ihre Dienste iOS-Nutzern anzubieten. Der jeweilige Streamingdienst soll schlicht über spezialisierte Browser angeboten werden, womit die Apple-Regeln geschickt umschifft werden, immerhin gibt es für Web-Anwendungen keine Beschränkungen. Ob sich Apple das auf Dauer gefallen lässt, gilt es abzuwarten. Klar ist aber auch, dass jegliche Reaktion wieder neues Interesse der Kartellbehörden auf sich ziehen würde. (apo, 11.12.2020)