Foto: Senckenberg

Man muss nicht schnell sein, um neue Lebensräume zu erobern: Das führt seit einigen Jahrzehnten die Mittelmeer-Ackerschnecke (Deroceras invadens) auf der Kriechspur vor. Ursprünglich nur im mediterranen Raum zu Hause, hat sie sich mittlerweile über ganz West- und Mitteleuropa, Skandinavien, Australien und Neuseeland und sogar eine Reihe abgelegener Inseln ausgebreitet. Unabsichtlich durch Warenlieferungen eingeschleppt, kolonisiert sie "rasch" das Umland ihrer Ankunftsorte. Zuletzt hat sie auch im Osten der USA Fuß gefasst – die Eroberung Nordamerikas ist nur noch eine Frage der Zeit.

Die bräunlich gefärbte Nacktschnecke wird etwa drei Zentimeter lang und ernährt sich von frischem Pflanzenmaterial aller Art, inklusive Früchten. Am einfachsten sind die Tiere unter Blumentöpfen und im Abfall zu finden. Sie können aber auch als Schädlinge in Acker- und Grasland auftreten und in natürliche Habitate eindringen, wie das Senckenberg-Forschungsinstitut berichtet.

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"Wir wollten nun herausfinden, woher diese Art ursprünglich kommt, auf welchen Routen sie sich ausgebreitet hat und wieviel ihrer genetischen Diversität im Zuge der Kolonisierung übriggeblieben ist", sagt John Hutchinson vom Senckenberg-Museum für Naturkunde in Görlitz. Dafür untersuchte er mit seinem Team DNA-Sequenzen von 380 Schnecken und analysierte Daten von 317 Populationen aus aller Welt.

Das Ergebnis weist laut Hutchinson deutlich auf Süditalien als Zentrum des ursprünglichen Verbreitungsgebietes hin: "Dort ist die genetische Diversität am höchsten und benachbarte Populationen sind genetisch ähnlicher als weiter entfernte – dies ist typisch für etablierte natürliche Populationen". Außerhalb Italiens seien nur einige wenige genetische Varianten vorherrschend. Dennoch haben einige Jahrzehnte seit der Ankunft der Schnecken an neuen Orten offenbar ausgereicht, um mehrere neue Mutationen entstehen zu lassen.

Die Ergebnisse der DNA-Analysen sind aber nicht allein von biologischem Interesse, sie weisen auch auf einen Aspekt hin, der für die Bekämpfung des schleichenden Schädlings relevant ist: "Interessanterweise haben es einige der in Europa häufigsten Genvarianten nicht bis in die USA oder nach Australien geschafft", sagt Hutchinson. Das sei ein Hinweis darauf, dass die strikten Einfuhrkontrollen dieser Staaten funktionieren und wenigstens wiederholte Einschleppungen – und damit eine noch schnellere Invasion – verhindern. (red, 27.12.2020)