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Die Vereinbarkeit von Job und Familie ist immer eine Herausforderung – auch in familienfreundlichen Betrieben. In der Pandemie ist es nochmal komplizierter.

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Die Soziologin Nadja Bergmann (L & R Sozialforschung) hat aktuell im Rahmen des EU-Projektes Parents@Work die Situation von Eltern im Berufsleben mittels qualitativer Interviews in explizit familienfreundlichen Betrieben erforscht. Das Ergebnis ist unerfreulich und zugleich erwartbar.

Nachdem viele Studien rund um die Probleme der beschäftigten Eltern veröffentlicht wurden, macht der Blick sogar auf familienfreundliche Unternehmen klar: "Auch hier ist eine gewisse Überforderung mit der neuen Situation erkennbar, ein Mitfühlen, dass es für die Beschäftigten mit Betreuungspflichten nicht leicht ist, aber auch ein klares Beschreiben der Grenzen von Möglichkeiten, die Unternehmen bei sich sehen", so Nadja Bergmann.

Manuela Vollmann, Geschäftsführerin von ABZ Austria, tätig in der Aus- und Weiterbildung von Frauen, ergänzt: "Berufstätige Eltern, speziell auch Alleinerzieherinnen standen vor gewaltigen Herausforderungen. Viele Unternehmen haben Strukturen geschaffen, die Erleichterungen möglich machten, allerdings braucht es weit mehr als Homeoffice-Vereinbarungen und das Zur-Verfügung-Stellen von technischem Equipment, nicht jede strukturelle Lücke kann von den Unternehmen geschlossen werden." Es brauche daher klare unterstützende Maßnahmen für Betriebe. Die Wirrnisse rund um die Sonderbetreuungszeiten seien diesbezüglich nicht hilfreich.

Frauen mit Kleinkindern landen auf "Ablagestapel"

Völlig unklar sei, welche Schlüsse Unternehmen aus ihren Erfahrungen mit berufstätigen Eltern ziehen werden, und damit auch, welche langfristigen Auswirkungen es für Eltern in Sachen Erwerbsarbeit geben wird, warnen beide Expertinnen. Wird es noch "unbeliebter", Personen mit Betreuungspflichten einzustellen, weil diese ausfallen könnten, lautet die bange Frage. Nadja Bergmann: "Die Befragung hat gezeigt, dass selbst bei familienfreundlichen Unternehmen gewisse Vorbehalte gegenüber Eltern festgestellt werden können." Schon vor Covid-19 seien vor allem Frauen mit kleinen Kindern bei Bewerbungen aussortiert worden und auf dem "Ablagestapel" gelandet. Männer würden nicht gerade ermutigt, Betreuungspflichten auszuüben, und Abteilungsleitungen, die eine vereinbarkeitsfreundliche Unternehmenspolitik nicht mittragen, würden selten in ihre Schranken verwiesen.

"Auch wenn die Zusammenarbeit mit den Unternehmen immer noch sehr gut gelingt, haben wir durch die Corona-Pandemie erste Tendenzen bemerkt, dass Unternehmen lieber vermeintlich unkompliziertere Personen ohne Betreuungspflichten einstellen wollen", berichtet Manuela Vollmann von der Schnittstelle an der Arbeit mit Frauen und Unternehmen. (Karin Bauer, 12.12.2020)