"Superserpent" (1974) war Kiki Kogelniks Antwort auf den Feminismus der 1970er-Jahre, die ein ironisches Licht auf die kommerzielle Verwertung klischeehafter Schönheit warf.

Christie’s

Die Verkäufe aus der Kunstsammlung der Bank Austria stehen fürs Erste vor dem Abschluss. Sieht man von zwei Aquarellen Rudolf von Alts ab, um die sich zu Redaktionsschluss via Christie’s online ein paar Bieter ein Match lieferten: um eine historische Ansicht des Michaelerplatzes von 1893, die Jenö Eisenberger, legendärer Kunstsammler und Löwa-Mitbegründer, 1988 an die Creditanstalt verkauft hatte; weiters um eine Ansicht der 1885 gemalten Freyung, die die Zentralsparkasse 1994 bei D&S Antiquitäten erworben hatte.

Die ursprünglichen Bankprovenienzen sucht man in den Auktionskatalogen vergeblich: sowohl bei Christie’s als auch beim Dorotheum. Dabei dokumentiert die über Fusionen vereinte Kunstsammlung der Konzernmutter Unicredit auch ein Stück europäischer und österreichischer Bankgeschichte: In letzterem Fall geht ein Großteil der Kollektion auf Bestände der Länderbank, der Zentralsparkasse und der Creditanstalt zurück.

Teilabverkauf seit 2019

Deren Teilabverkauf startete im Oktober 2019 bei Christie’s in London und wird im ersten Quartal 2021 im Dorotheum ausklingen. Der bei Christie’s aus den Versteigerungen der Unicredit-Schützlinge aus Italien, Deutschland und Österreich erwirtschaftete Umsatz beläuft sich offiziell auf 23,13 Millionen Pfund oder umgerechnet 25,6 Millionen Euro brutto, inklusive Aufgelds des Auktionshauses.

Der Anteil und Reinerlös für die Bank Austria ist daraus nur schwer ermittelbar, dürfte STANDARD-Recherchen zufolge jedoch bei rund 1,8 Millionen Euro liegen. Dieser Kalkulation liegen die einzelnen Hammerpreise (ohne Aufgeld) zugrunde: ein Richtwert, da bei Großeinbringungen stets Sonderkonditionen gewährt werden.

Im Detail sind die mit Unicredit vereinbarten nicht bekannt. Zu den Varianten zählen: eine gestaffelte Verkäuferprämie, die bei Zuschlägen unter dem Schätzwert entfällt, oder der Hammerpreis geht 1:1 an den Einbringer, bisweilen sogar zuzüglich eines Prozentsatzes der Käuferprovision.

Der Reinerlös ist von Relevanz, da dieser Betrag in die "Social Impact Banking"-Initiative mit Mikrofinanzierungen und Finanzbildung für Jugendliche, etwa der Online-Plattform "Money Matters", fließt und auch in das "Art for Future"-Programm reinvestiert werden soll: Es sieht die Bereitstellung von Ateliers oder Ankäufe von jungen Künstlern vor.

Gegenteil von Förderung

Die Bank habe eine "lange Tradition in der Nachwuchsförderung", und man verstehe das als "nachhaltige Investition in die Zukunft einer Gesellschaft", informiert man beherzt. Teils aber auch auf Kosten von Künstlern, deren Werke man im November 2019 über Christie’s in Amsterdam verscherbelte: Arbeiten von Brigitte Kowanz für Hammerpreise von 1600 oder 1900 Euro, ein kleines Bild von Gerwald Rockenschaub für 1300 Euro, allesamt Beispiele für weit unter den bei Galerien regulär veranschlagten Verkaufspreisen.

Als Tiefpunkt muss man die 200 und 500 Euro werten, die man für zwei Gemälde von Martina Steckholzer kassierte. Derlei hinterlässt einen ruinösen Eindruck und steht für das Gegenteil von Kunstförderung. Diese 2008 angekauften Werke erst gar nicht versteigern zu lassen wäre die bessere Wahl gewesen.

Für bereits auf dem Sekundärmarkt etablierte Künstler lief es bedeutend besser. Etwa für Kiki Kogelnik, deren Gemälde "Superserpent" mit 130.000 Euro (Kaufpreis 162.500 Euro) den höchsten je für eine Arbeit der Künstlerin erzielten Auktionszuschlag verzeichnete. Das Bild kehrte ebenso wie Arnulf Rainers "Face Coloration" (60.000/75.000 Euro) über den Kunsthandel Giese & Schweiger nach Wien zurück und fand in einer bedeutenden Privatsammlung eine neue Heimat.

Der über die jüngsten Auktionen im Dorotheum erzielte Erlös beträgt 1,6 Millionen Euro. Dazu trugen Werke der Sparten Gemälde 19. Jahrhundert, Zeitgenössische Kunst, Klassische Moderne und – Überraschung – auch Alte Meister bei. Bei Letzteren fanden sich keine Hinweise zur Herkunft Bank Austria im Katalog.

Diese Altartafeln, Passauer Schule (um 1500), gastierten bis 2018 als Leihgabe im Wien Museum. Ihre Versteigerung (Kaufpreis rd. 127.000 Euro) bescherte der Bank Austria einen Erlös von etwa 100.000 Euro.
Foto: Dorotheum

Darunter waren zwei Altartafeln und zwei zugehörige Reliefs der Passauer Schule (um 1500), die – zur leichteren Absetzbarkeit – getrennt versteigert wurden: für netto 100.000 bzw. 120.000 Euro. Sie wurden 1975 von der Zentralsparkasse aus Privatbesitz erworben und gastierten bis 2018 als Dauerleihgabe im Wien Museum.

Keine Schenkungen

Den höchsten Zuschlag der Gruppe heimste Gustav Klimts "Altar des Dionysos" (1889) mit 380.000 Euro (Kaufpreis 475.000 Euro) ein. Wie berichtet, fand der Entwurf für ein Deckengemälde im Burgtheater, dank eines spendierfreudigen Wiener Ehepaars, als Schenkung im Leopold-Museum eine neue Heimat.

Ein im Vorfeld als Highlight gehandeltes Lot scheiterte am festgelegten Limit von 250.000 Euro und wohl auch am avisierten Ausfuhrverbot, das internationale Interessenten ausschloss: Oskar Kokoschkas Gemälde "Amor & Psyche", an dem das Belvedere durchaus Interesse gehabt hätte. Theoretisch, denn praktisch fehlte das Kaufbudget. In der Unicredit-Presseaussendung vom Februar 2019 war noch von Schenkungen an Museen die Rede. Für Österreich sei das nicht geplant, wie man auf Anfrage erfährt. (Olga Kronsteiner, 13.12.2020)