Schlumberger hat wie andere Sekterzeuger auch schon bessere Zeiten gesehen. Die Aufhebung der Schaumweinsteuer konnte die negativen Effekte durch den Lockdown bei weitem nicht ausgleichen.

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Die Wochen vor Weihnachten sind für Sekterzeuger üblicherweise die hektischste Zeit im Jahr. Hotels, Restaurants und Bars füllen ihre Bestände im Takt der konsumierten Menge auf. Auch im Handel gehen Schaumweine weg wie nichts, wenn sich das alte Jahr dem Ende zuneigt und das neue begossen werden will – normalerweise. Wegen Corona ist heuer aber alles anders.

"Wir werden übers Jahr betrachtet ein Umsatzminus von 30 bis 35 Prozent haben", sagt Benedikt Zacherl, Geschäftsführer des österreichischen Branchenprimus Schlumberger, im STANDARD-Gespräch. Obwohl es bis Jahresende keine drei Wochen mehr sind, könne man keine präziseren Angaben machen. "Was möglich war, haben wir getan. Wir wissen nicht, ob der Handel noch nachbestellt, weil die Menschen daheim bleiben und vielleicht verstärkt zu Sekt greifen, wenn sie schon nicht wegfahren können. Man wird sehen."

Wegfall der Schaumweinsteuer

Schlumberger, unter dessen Dach auch die Marken Hochriegl, Goldeck sowie der Schokoladenlikör Mozart versammelt sind, blickt jedenfalls auf eine sehr gute Wintersaison 2019/20 zurück. Sowohl in der Gastronomie als auch im Lebensmittelhandel wurden nach Eigenangaben in einem wachsenden Markt Anteile dazugewonnen. Einziger Schönheitsfehler: Die Saison war mit Ausrufung des ersten Lockdowns Mitte März abrupt beendet. Nach Wiedereröffnung der Gastronomie sei der Sektabsatz gestiegen, auch durch den Wegfall der Schaumweinsteuer. Das hat den Regalpreis um einen Euro pro Flasche verbilligt.

Benedikt Zacherl, seit Jahresanfang Geschäftsführer der Sekt- und Weinkellerei Schlumberger, in den unternehmenseigenen Kellerwelten in Wien-Heiligenstadt.
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Auch im Sommer sei der Sektverkauf speziell im Kärntner Seengebiet und im Salzkammergut dank vieler Touristen gut gewesen – bis zum zweiten Lockdown. Jetzt sei die Lage für alle Sekterzeuger sehr schwierig. "Kein Fasching, keine Bälle, auch keine anderen Veranstaltungen wie Theater oder Konzerte, wo das Glas Sekt in der Pause eigentlich gesetzt ist", sagt Zacherl. "Dass in der Gastronomie auch Weihnachten und Silvester abgeschafft werden, trifft uns ins Mark."

"Reduktion der Angst im Kopf"

Weil sich die Situation erst dann wieder entspannen werde, "wenn die Impfung greift und eine Reduktion der Angst im Kopf erfolgt", seien Überbrückungshilfen für alle Gastronomiezulieferer dringend geboten. Mit einem Verlustausgleich, fokussiert auf den Gastronomiebereich, könne man leben, sagt Zacherl.

Tatsächlich wird im Tourismus- und Finanzministerium an einer Lösung gearbeitet. Bei Schlumberger belief sich der Gastronomieanteil zuletzt bei einem Österreich-Umsatz von gut 90 Millionen Euro auf knapp 40 Prozent; gut 60 Prozent entfielen auf den Lebensmitteleinzelhandel.

Verzögerungen

Verzögerungen gibt es nun beim geplanten Bau eines neuen Werks im burgenländischen Müllendorf, wohin die Produktion aus Wien und Bad Vöslau transferiert werden soll. In den kommenden drei Monaten werde der Aufsichtsrat, abhängig vom Fortgang der Pandemie, entscheiden, wann der Baustart erfolgen soll. Das Grundstück jedenfalls ist bereits gekauft, eine Übersiedlung frühestens 2024 möglich.

Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist der Plan, die Kellerwelten in Wien-Heiligenstadt um ein Gastronomiekonzept zu ergänzen. Verwaltung und Marketing von Schlumberger bleiben jedenfalls am bestehenden Standort in Wien.

(Günther Strobl, 12.12.2020)