Der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed hat Anfang November Truppen in die abtrünnige Region Tigray im Norden des Landes entsandt.

Washington – Die USA halten Berichte über eine militärische Einmischung Eritreas in der äthiopischen Region Tigray für "glaubwürdig", sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Sowohl Eritrea als auch Äthiopien hatten dies zuvor bestritten.

"Wir sind uns der glaubwürdigen Berichte über eine militärische Verwicklung Eritreas in Tigray bewusst und sehen dies als schwerwiegende Entwicklung in dem Konflikt", so der Sprecher. Die Soldaten müssten "umgehend abgezogen" werden.

Eskalation

Reuters hatte bereits am Dienstag über die Einschätzung von US-Behörden berichtet, wonach eritreische Soldaten in äthiopisches Gebiet eingedrungen sind, um der äthiopischen Regierung von Premierministers Abiy Ahmed dabei zu helfen, Streitkräfte der im abtrünnigen Tigray regierenden Volksbefreiungsfront (TPLF) zu bekämpfen. Der TPLF-Chef und bisherige Regionalpräsident Debretsion Gebremichael hatte bereits vergangene Woche Eritreas Präsident Isaias Afwerki vorgeworfen, Truppen über die Grenze geschickt zu haben.

Die äthiopische Zentralregierung verfolgt die TPLF-Führung, die mutmaßlich in die Berge geflohen ist. Debretsion ist die am meisten gesuchte Person im Land. Jahrelang genoss die TPLF breite Unterstützung der Bevölkerung in Tigray. Abiy, der die Anfang November begonnenen Kämpfe als eine Frage von Recht und Ordnung im Inneren des Landes erachtet, will "TPLF-Kriminelle" gefangen nehmen und vor Gericht stellen lassen.

Abiy wirft der TPLF vor, einen bewaffneten Aufstand angezettelt zu haben. Auslöser der Kämpfe ist nach seiner Darstellung ein Angriff von TPLF-Kräften auf in Tigray stationierte Regierungstruppen. Die TPLF dagegen spricht von einem Präventivschlag und hält Abiy vor, er verfolge sie und vertreibe ihre Politiker von Regierungs- und Sicherheitsposten. (red, 11.12.2020)