Das Jahr 2020 war nur ein Vorgeschmack. Corona hat klar und deutlich gezeigt, was passiert, wenn die Politik eine Krise zu lange vor sich herschiebt. Hätte Schlimmeres verhindert werden können? Ja. Denn Staats- und Regierungschefs weltweit hätten in der Covid-Pandemie von Anfang an auf die Wissenschaft hören und somit nicht nur eine so hohe Todesrate, sondern auch ein wirtschaftliches Fiasko abfedern können. Gleiches gilt für die Klimakrise.

Protestschild bei einem Fridays for Future-Klimastreik.
Foto: imago/Müller-Stauffenberg

Nun hat sich die EU auf ein Klimaziel von mindestens minus 55 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 1990 geeinigt. Ja, das mag im Gegensatz zu bisherigen Bemühungen ambitioniert wirken. Das Ziel liegt dennoch unter dem, was die Wissenschaft sagt: Damit der Wert mit dem Pariser 1,5-Grad-Ziel übereinstimmt, zu dem sich die EU verpflichtet hat, müsste der Ausstoß um 60 bis 65 Prozent im gleichen Zeitraum reduziert werden. Das EU-Ziel jedoch wäre in etwa so, als würde man jetzt einen Corona-Impfstoff wissentlich so gestalten, dass er bei einem Teil der Bevölkerung nicht wirkt.

Die Chance beruht jetzt auf einem Wort – und das lautet "mindestens". Es liegt nun an den einzelnen EU-Staaten, die Worthülsen mit Maßnahmen zu füllen. Jene Regierungen, denen die Umwelt egal ist, sollten zumindest auf die Kosten achten: Die Klimakrise wird teuer. Und der Preis steigt, je länger zugewartet wird. Also: Hört auf die Wissenschaft! (Nora Laufer, 12.12.2020)