Laut einem Experten sollen die Maschinen etwa zehn Wochen in Betrieb gewesen sein.

Foto: BMF/Zoll

Wien – Die Zollfahndung Wien hat vor einem Monat mit der Wiener Polizei in Wien eine illegale Zigarettenfabrik ausgehoben. Bei einer Hausdurchsuchung im 21. Bezirk fanden die Beamten insgesamt 13 Tonnen Tabak und mehrere Maschinen zur Herstellung von Zigaretten. Laut einer Aussendung des Finanzministeriums habe sich die Produktion erst im Aufbau befunden und sei nur kurze Zeit in Betrieb gewesen. Bei der Hausdurchsuchung ist eine Person festgenommen worden.

In der rund 1.300 m2 großen Halle fanden die Beamten neben Tabak auch Verpackungsmaterial für die Zigaretten.
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In der Aussendung spricht Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) von einem massiven Schlag gegen die "international organisierte Zigarettenmafia". Auslöser für die Durchsuchung seien konkrete Informationen eines Hinweisgebers gewesen. In der rund 1.300 m2 großen Halle befanden sich neben den Materialien und Maschinen auch Schlaf- und Wohnräume für Arbeiter. Anwesende Personen seien geflüchtet, als die Beamten das Gebäude gewaltsam geöffnet hätten. Eine Person habe aber festgenommen werden können.

Die Behörden suchen noch nach den Hauptverantwortlichen hinter der illegalen Produktionsstätte.
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Die beschlagnahmte Zigarettenherstellungsmaschine – das Herzstück der Produktionsstätte – dürfte aus Tschechien stammen. Weitere technische Gerätschaften – darunter eine Tabak-Schneidemaschine und ein Tabaktrocknungszylinder – waren aus der Türkei und aus dem asiatischen Raum bezogen worden. Sieben Arbeitskräfte seien für die Produktion erforderlich gewesen, hieß es seitens des Finanzministeriums. Um durch den hohen Stromverbrauch der Maschinen nicht die Aufmerksamkeit der Elektrizitätswerke zu erwecken, wurden die Geräte nicht über das öffentliche Stromnetz, sondern von einem unabhängigen Dieselaggregat betrieben. An den Wänden angebrachte Dämmmatten schirmten den Lärm nach Außen ab.

Die Beamten beschlagnahmten auch die Maschinen. Paletten mit Filtern, Papier, Kartons und Folien wurden ebenfalls sichergestellt. Ein vom Ministerium hinzugezogener Experte des Tabakkonzerns Philip Morris geht davon aus, dass die Geräte zehn Wochen in Betrieb waren und in diesem Zeitraum rund 52.000 Stangen Zigaretten produziert haben. Das Finanzministerium schätzt den Umsatz dadurch auf mindestens 1,5 Millionen Euro auf dem Schwarzmarkt. Weitere 65.000 Stangen hätten mit einem Umsatz von zwei Millionen Euro verkauft werden können.

Die Behörden suchen nach den Hauptverantwortlichen. Die Tabaksteuer für die hergestellten Zigaretten und die sichergestellten 13 Tonnen Tabak beträgt rund 3,5 Millionen Euro. Diese müssten die Verantwortlichen nachzahlen. Zudem wird ihnen bandenmäßige Abgabenhinterziehung und Betrieb einer illegalen Zigarettenfabrik vorgeworfen. (agr, APA, 13.12.2020)